DREI - östliches Edaira-Gebirge

Marrekhs Sterben
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Siria
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Re: EINS - östliches Edaira-Gebirge

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Samaa
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Mittag

Es beruhigte Samaa, dass niemand in der Nähe war.
"Ich will es versuchen. Mehr, als dass es schief gehen kann und passiert, was auch ohne mich passieren würde, kann ja nicht geschehen. Daher will ich es versuchen.", sprach Samaa wieder mit ruhiger Stimme. Sie konnte sich nicht vorstellen, mit dem Wind eins zu werden. Das war abstrakt, aber sie wollte es dennoch.
Daher setzte sie sich und legte Aella ab. Sie hatte das Gefühl, ihr Baby vielleicht sonst in irgendeine Gefahr zu bringen, weil sie nicht wußte, was mit ihr geschehen würde. Ihre Kleine war lag nun ganz friedlich schlafend und sicher eingehüllt in ihrem Tuch neben ihr.
Sie blickte zu Elas: "Versuchen wir es!", sie schloß die Augen und versuchte den Wind zu spüren, seinen Geruch, seinen Klang, seine Stärke. Sie wurde innerlich immer ruhiger, sie vertraute Elas und dem Wind selber und mit jedem Atemzug den sie tat, verlangsamte sich ihr Herzschlag, als würde sie den des Windes annehmen, wenn er einen hätte...
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Cassiopeia
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Re: EINS - östliches Edaira-Gebirge

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Elas
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Mittag

Elas wartete auf Samaa, bis sie in tiefer Meditation den Wind gefunden hatte. Er verband sich mit ihrem Geist und führte sie langsam, in ihrem Tempo, dem sie folgen konnte, in die Richtung der Schlucht. Ließ sie erkennen, wo der Wind sich brach, wo er umgelenkt oder beschleunigt wurde. Sie fanden den schnelleren Windstrom im Zentrum und folgten ihm gegen die Windrichtung, immer weiter in die Richtung der Hufe und Laute der Herde. Es wurde enger, der Wind wurde fester gepresst, es gab Kanten, Wirbel, Vorsprünge. Hier war die Herde hinein gelaufen und verloren gewesen. Von da aus hatten sie kein Zurück mehr gefunden, während die Felswände immer tiefer und immer enger wurden.
Schließlich erreichten sie die Herde. Es war laut, sehr laut. Tiere schrien, Hufe trampelten und dröhnten, Felsen erbebten. Die Luft schien zu zittern, aufgewirbelt und durcheinander prallte sie auf die Masse der Büffelleiber und stob aus einander um von den Wänden zurück geworfen zu werden und erneut weiter zu strömen. Es gab nur noch wenig Platz, doch noch war es möglich, dass einige Tiere die Umkehr schafften, wenn es Samaa gelang, sie zum Wenden zu bewegen.
Spüre den Wind, wo er sich am Felsen bricht, scharf und beißend. Verschmelze mit ihm, lass dich von ihm lenken. Dann kannst du ihn umlenken. Eine tiefere Stufe der Meditation, wenn du so willst. Jetzt kannst du dein Element spüren. Das reicht nicht. Werde eins mit ihm. Verschmelze mit ihm und erwache in ihm neu."
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Siria
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Re: EINS - östliches Edaira-Gebirge

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Samaa
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Mittag

Es war beängstigend und faszinierend zugleich. Ihr wurde schon fast schwindelig von den Bildern, sie sich vor ihr auftaten. Es war, als wäre sie ein Teil des Ganzen, dabei saß sie Kilometerweit entfernt. Als der Wind enger gepresst wurde, war es ihr, als würde ihr die Luft wegbleiben, als würde ihr jemand die Kehle zuschnüren. Samaa mußte sich Mühe geben, sich davon nicht aus der Konzentration bringen zu lassen. Für einen Moment war es, als läge ein Schleier vor ihren Augen, als würde sie sich wieder von der Schlucht entfernen, doch dann war sie wieder da und sah schließlich die Herde. Erschreckend diese Wildheit, der Staub, die Enge, die sie dort sah und letzten Endes an ihrem Körper erlebte.
Samaa hörte auf Elas Stimme, sie konnte nicht vorstellen, wie sie eins werden sollte. Verzweifelt versuchte sie irgendwie diese Aufgabe zu lösen. Aber es gelang ihr nicht. Ihr Herzschlag wurde immer schneller, durch das Getrampel der Tiere, der Enge, dem Staub wurde sie immer nervöser.
"Wie verschmelze ich mit dem Wind?", fragte sie verzweifelt Elas.
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Cassiopeia
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Re: EINS - östliches Edaira-Gebirge

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Elas
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Mittag

Elas spürte, dass Samaa tiefer als je zuvor mit dem Wind verschmolz, dass sie erlebte, was sie Tiere dort erlebten, was der Wind erlebte. Doch es reichte nicht. Sie erlebte es, doch um es zu ändern, um etwas zu bewirken, brauchte es mehr. Elas zögerte, er griff nicht in die Geschehnisse ein, die passierten. Doch wenn Samaa es nicht schaffte, verlor er sie. Das durfte er nicht riskieren.
"Atme ruhig. Konzentriere dich auf den Wind. Nicht auf die Herde, nicht auf die Enge. Der Wind ist dein Medium. Das Zuhause deines Geistes. Du bist da, Samaa. Du hast es gefunden. Der Wind kennt keine Angst. Er findet immer einen Weg. Du kennst keine Angst." Mit ruhiger Stimme sprach er zu Samaa. "Konzentriere dich auf den Wind. Und auf den Weg, den du mit ihm gehen willst. Lenke ihn in deinem Weg, Samaa. Du bist der Wind. Gehe deinen Weg. Lenke den Wind gegen die bröckelnden Felsen am Oberrand der Schlucht. So, dass sie herunter fallen. Es ist schwer, aber du kannst es schaffen. Du wirst es schaffen. Die Steine, Samaa. Finde die Steine und wirf dich mit aller Kraft gegen sie bis sie fallen. Jetzt."
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Siria
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Re: EINS - östliches Edaira-Gebirge

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Samaa
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Mittag

Samaa vernahm deutlich nur einige Worte von Elas, alles andere war wie hinter einem Schleier. Aber sie vernahm: dein Medium, Zuhause, keine Angst, Du bist da!
Diese Worte lösten etwas in ihr aus. Freude, Befreiung, Erfüllung, Geborgenheit. Sie war zu Hause, ein Teil von ihr war endlich da, wo es hin wollte und sie hatte es nie gewußt. Aber endlich konnte sie sein, was sie wirklich war und eine Ruhe breitete sich in ihr aus. Sie hatte das Gefühl zu schweben, immer mehr entfernte sich der Boden unter ihr, sie flog war leicht und doch so stark. Diese Stärke brachte ihr Selbstbewußtsein zurück und plötzlich wurde sie nicht mehr von dem Wind mitgerissen, sondern sie spielte mit ihm, war ein Teil von ihm. Ihr Geist war gefühlt nicht mehr in ihrem Körper, sondern mitten im Wind. Sie wußte nicht, was ihr Körper tat, ob er noch saß oder stand, ob er noch lebte oder tot war. Es war auch vollkommen egal, denn sie war Teil von etwas viel größerem, schönerem.
Das "Jetzt" von Elas drang klar zu ihr durch. Samaa war oberhalb der Schlucht und konnte unten die Herde ausmachen. Steine lagen vor ihr. Sie wirblete um sieherum, damit sie mitgerissen wurden, doch sie bewegten sich kaum. Sie brauchte mehr Kraft und dadurch sank sie immer tiefer in ihr Element ein. Sie spürte die Kraft und somit auch ihre eigene. Abermals wirbelte sie um die Steine, diesmal viel energischer, sie stemmte sich dagegen. Sie wollte diese Herde aus der Schlucht haben, sie mußte ihnen helfen. Die ersten kleinen Steine sausten über den Rand der Schlucht. Samaa zog den Wind zusammen, sie brauchte noch mehr Kraft. Es strengte sie selber enorm an, sie mußte sich eingestehen, dass sie nicht unendlich viel Kraft für so eine Aufgabe hatte. Ihr Körper, der nun mal noch immer ein Teil von ihr war, wurde schwächer. Doch dies ignorierte sie. Mit einer gewaltigen Böe stieß sie gegen die losen Steine am Rand.
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Re: EINS - östliches Edaira-Gebirge

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Elas
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Mittag

Elas spürte, dass er Samaa erreicht hatte. Dass sie es geschafft hatte, sich mit dem Element vollkommen zu vereinen, das so lange auf sie gewartet hatte.
Sie brauchte alle ihre Kraft, physisch und psychisch. Und dann fielen die Steine, donnerten die Felswände herab in die Schlucht. Für einen Augenblick brach noch mehr Panik aus unter den Tieren und das Schreien und Donnern der Hufe nahm zu. Die ersten Tiere schaffen die Umkehr und liefen in die Richtung aus der sie gekommen waren. Mehr und mehr schafften es und schließlich wurde die ganze Herde wieder zu einer einzigen Bewegung, die fort von den Steinen einen Weg ins Freie fand.
Der Wind beruhigte sich und trug ihr Bewusstsein dorthin, wo sie sich auf physischer Ebene befanden.
Auch Elas materialisierte sich. Er hatte Samaas Bewusstsein begleitet und wusste, dass auch sie in ihren Körper zurück gefunden hatte.
Lächelnd sah er sie an. "Öffne deine Augen, Tochter des Windes", antwortete er stolz und anerkennend.
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Samaa
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
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Samaa war erschöpft und hatte wie von selber den Weg zurück in ihren Körper gefunden. Sie öffnete ihre schweren Augenlider und sah Elas vor sich. Sie war sprachlos von den Erlebnissen und ihr Körper bebte. Und in diesem fühlte sie sich auf ein Mal ganz anders. Sie hatte nun ihr Element erlebt und eine gewisse Freiheit. Ihr Körper wirkte plötzlich eng und behäbig.
Sie wußte nicht wie lange sie Elas einfach nur ansah, bis sie ein paar Worte heraus brachte. "Das war... sehr beeindruckend.", sprach sie voller Ehrfurcht.
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Re: EINS - östliches Edaira-Gebirge

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Elas
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2. Quartal des Jahres 2457
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Elas lächelte.
"Das", sagte er und seine Gestalt schien ein Wirbel aus Luft zu sein, "war ein Einblick in deine Fähigkeiten. In die Freiheit des Windes."
Sie hatte es geschafft und war das erste Mal ein Teil ihres Elementes geworden. Ein wahrer Elementar.
"Du hast sie gerettet, Samaa. Die ganze Herde. Das war bewundernswert."
Sie hatte einen sehr starken Willen. Vermutlich hätte sie es auch versucht, wenn er sie nicht begleitet hätte. Sie nutzte ihre neue Kraft um in der Not zu helfen. Obwohl sie erst ganz am Anfang ihrer Ausbildung stand, hatte sie keine Sekunde gezögert, es zu versuchen. Elas hoffte, sie behielt diese unerschütterliche Stärke.
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Re: EINS - östliches Edaira-Gebirge

Beitrag von Siria »

Samaa
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Mittag

Erst nach und nach wurde es Samaa wirklich bewußt, was gerade passiert war. Es war erschreckend, dass sowas überhaupt möglich war. Mit ihrer Wissenschaft konnte sie es nicht erklären. Und gleichzeitig war es eine Erfüllung, es war ein Teil von ihr und sie konnte es endlich ausleben.
"Danke!", sagte sie erschöpft lächelnd. "Es war nur ein erster Einblick?", fragte sie irritiert. "Das war schon so beeindruckend, ich kann mir gar nicht vorstellen, was noch möglich sein sollte. Es ist wunderbar zu wissen, dass ich helfen konnte.", sie atmete tief durch und blickte zur Aella, die noch immer friedlich schlief. Lächelnd schüttelte Samaa mit dem Kopf, ihre kleine Tochter war ein Segen, sie war so lieb und unkompliziert.
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Elas
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2. Quartal des Jahres 2457
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"Ein Einblick, der mir gezeigt hat, dass du deine Kräfte zum Wohle Marrekhs einsetzen wirst und eines Elementars würdig bist", erklärte Elas und sah sie stolz an. Er hatte sich nicht geirrt. Es gab noch Menschen, die diese Gabe für etwas Gutes einsetzten.
"Du warst deinem Körper eine Tagesreise voraus, das ist schon sehr, sehr weit. Mit mehr Übung wirst du noch weiter reisen können. Wirst du noch mehr hören können von den Winden - den Stimmen der Bergstämme, der Städte und des Meeres. Wirst die Windströmungen nicht nur den Himmelsrichtungen zuordnen können, sondern dein Bewusstsein in ihnen reisen lassen können, sie vorher sehen und mit ihnen große Stürme rechtzeitig erkennen oder sogar abschwächen können, dass keinem ein Leid geschieht. All das wartet auf dich, Samaa", sagte er lächelnd. "Aber jetzt schöpfe neue Kraft. Höre einfach dem Wind zu, wenn du magst."
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