DREI - östliches Edaira-Gebirge

Marrekhs Sterben
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Siria
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Re: ZWEI - östliches Edaira-Gebirge

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Samaa
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Morgen

"Aus dem Süden also...", Samaa überlegte, warum das so sein konnte. Da lagen keine Städte, kein Wasser... sie zuckte ein wenig zusammen, als die alte Frau sagte, dass es schien, als wolle der Wind alles zerstören.
Fast wäre ihr ein NEIN, herausgerutscht. Das hatte der Wind sicherlich nicht vor. Warum sollte er? Sie fühlt sich ein wenig angegriffen und erschrak dann selber, als ihr bewußt wurde, welches Gefühl gerade in ihr hochgekommen war.
"Hast du eine Idee, warum die Südwinde so stark sind? Du hast sicherlich schon viele erlebt.", Samaa mußte versuchen den Wind zu verstehen und wollte alles wissen, was sie nur in Erfahrung bringen konnte.
Sie blickte auf die Hände der alten Frau, die Mühsam den Sand wegschob. Ihr selber war es gar nicht so schwer vorgekommen, als sie gerade den Sand mit ihren Händen zur Seite geschoben hatte.
Wieder setzte sie an, doch diesmal erschien es auch ihr schwer zu fallen. Der Sand war träge, schwer, unbarmherzig, da er wieder dahin rutschte, wo man ihr gerade weggenommen hatte.
Wind, warum tust du so etwas? Warum bist unbarmherzig?, fragte sie in sich hinein. Sie verharrte kurz in ihrer Bewegung. Sie schloss ihre Augen und hielt ihr Gesicht in den Wind. Da war es wieder, ein erfüllendes Gefühl, tief in ihr kam es hoch und sie hätte fast wieder losgelacht voller Freude. Aber sie konnte sich zurückhalten, sie durfte sich nicht verraten. Die Stimmen... sie würde Ruhe brauchen, heute Abend vielleicht und ihnen zuhören.
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Cassiopeia
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Re: ZWEI - östliches Edaira-Gebirge

Beitrag von Cassiopeia »

Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Morgen

"Im Süden ist nichts. Nur Kälte, Ödnis und irgendwann Eis. Was von dort kommt, kann nur böse sein", sagte die Frau und schenkte Samaa einen Blick, als ob sie dies wissen müsse.
"Du bist die Neue, oder? Aus dem Norden, wo die Menschen in Glas und Stein wohnen und den Wind aussperren und vergessen, dass es ihn gibt. Dort fühlen sie sich sicher. Bis er sie auch dort einholen wird."
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Siria
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Re: ZWEI - östliches Edaira-Gebirge

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Samaa
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Morgen

Die alte Frau klang sehr verbittert. Wurde man so, wenn man hier draußen lebte? Samaa traute sich nichts weiter zu fragen. Sie wollte hier niemanden verärgern und es schien ihr, als würde dies jedoch sehr schnell passieren.
"Ja, die bin ich. Und es stimmt, man hat natürlich nur wenig Kontakt zur Natur.", pflichtete sie der alten Frau bei.
Samaa konzentrierte sich wieder auf den Sand, der so schwer war. Ihre Arme taten ihr schon nach den paar Minuten weh.
Komm schon du blöder Sand, lass dich wegziehen, sprach sie in Gedanken. Der Wind umspielte sie, wie eine Einladung. Als würde er sagen: komm, spiel mit mir.
Samaa presste ihre Lippen aufeinander, sonst hätte sie wahrscheinlich gelacht und gesagt: Ich komme gleich, ich muß erst arbeiten.
Wenn du mir hilfst, dann geht es schneller...
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Cassiopeia
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Re: ZWEI - östliches Edaira-Gebirge

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Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Morgen

Es war, als hörte der Wind ihre Gedanken. Ein leises, melodisches Pfeifen erklang in ihren Ohren, nur für Samaa wahrnehmbar. In leichten Wellen schob sich der Wind so flach über den Boden, dass er ihre Handbewegungen unterstützte, ohne den Sand aufzuwirbeln. Es war wie ein Spiel und so schaffte Samaa ihren Teil der Arbeit müheloser und schneller als die anderen Frauen.
Erneut ertönte ein leises Pfeifen um sich dann zu entfernen, als wollte der Wind sie fortlocken.
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Siria
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Re: ZWEI - östliches Edaira-Gebirge

Beitrag von Siria »

Samaa
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Morgen

Samaa schaufelte mit ihren Händen weiter. Es fiel ihr durchaus auf, dass es bei ihr zügiger als bei den anderen Frauen. Hatte sie doch so viel Kraft obwohl sie sich eher erschöpft fühlte? Oder wirkten da ganz andere Kräfte mit? Sie hatte das Gefühl, dass der Wind um ihre Finger kräuselte, obwohl sie ihn im Gesicht kaum spürte.
Der Wind klang auch anders, als vorhin. Es war nicht mehr das Singen sondern eher ein Pfeifen. Noch nie hatte sie sich damit auseinander gesetzt, wie unterschiedlich Wind klingen kann.
Als wieder ein Pfeifen ertönte, sprach sie: "Ich...", sie unterbrach sich erschrocken selber. Sie hatte nicht darüber nachgedacht, zu antworten. Doch als sie hochblickte, war da niemand, der sie offenbar gerufen hatte, dem sie antworten konnte: Ich komme. Und doch spürte sie ein Verlangen, diesem Pfeifen zu folgen.
"Ich... ich brauche eine Pause.", sagte sie schnell, erhob sich auch zu gleich und entfernte sich von der Höhle und den Frauen.
Sie erklomm eine kleinere Düne und setzte sich dahinter auf den Sand.
"Wind?", fragte sie in die Stille hinein.
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Cassiopeia
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Re: ZWEI - östliches Edaira-Gebirge

Beitrag von Cassiopeia »

Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Morgen

Samaa spürte einen leichten Wind im Gesicht, eine belebende und erfrischende Brise, wie ein hauchzarter Begrüßungskuss. Für einen kurzen Moment hüllte der sanfte Wind sie ein und Samaa hörte eine Stimme, die aus dem Wind selbst zu kommen schien.
Aros
Ein Name, machtvoll und uralt. Der wahre Name des Windes.
Er war verklungen, kaum dass Samaa ihn vernommen hatte. Als der Wind um sie herum verebbte, sah sie sich der Gestalt aus Wind und Sand gegenüber, der sie schon einmal begegnet war.
"Jetzt kennst du ihn", sagte der Windgeist, beinahe feierlich. "Den Namen des Windes. Sprich ihn niemals aus aber vergiss ihn niemals."
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Re: ZWEI - östliches Edaira-Gebirge

Beitrag von Siria »

Samaa
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Morgen

Samaa war unfähig zu reagieren. Sie blickte mit großen Augen den Windgeist an.
"Der Wind hat einen eigenen Namen? Ist er irgendwie lebendig? Und warum darf ich ihn nicht aussprechen?", stellte sie schließlich die Fragen, die ihr zu erst in den Kopf geschossen waren. Sie war nach wie vor irritiert. Es gab ganz offenbar noch viel zu verstehen.
"Er hat doch nach mir gerufen oder warst du das? Es ist, als würde ich mit dem Wind, wie mit einer lebenden Person sprechen können und irgendwie interagieren. Für einen Moment war es, als würde er mich begrüßen, sich freuen mich zu sehen, wie sich eben Freunde begrüße.", sprudelte es weiter aus ihr heraus.
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Re: ZWEI - östliches Edaira-Gebirge

Beitrag von Cassiopeia »

Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Morgen

Der WIndgeist lachte leise.
"Natürlich hat er das. Genau so, wie das Feuer und das Wasser und der Fels unter dir. Die Menschen haben diese Namen vor Jahrtausenden vergessen. Der Wind... er hat dich begrüßt und er hat sich gefreut. Er hat nach dir gerufen. Du warst lange vor ihm versteckt. Doch seine Sprache ist jenseits von Worten. Sein Name ist ist... so etwas wie ein geheimes Wort. Du wirst ihn sprechen, eines Tages. Aber nicht jetzt. Jetzt bin ich da. Er schickt mich um dir all das zu zeigen und zu erklären. Nenn mich Elas. Meine Aufgabe ist es, dir zu zeigen, wie du zuhörst, wie du Stürme beschwörst und die Luft anhälst. Wie du ein Feuer wieder belebst und die nächste Büffelherde in hundert Meilen Entfernung hören kannst, sodass die Jägerinnen sich rechtzeitig auf den Weg machen. Das kann ich dir zeigen und viel mehr."
Elas machte eine kurze Pause.
"Mach dir keine Sorgen über deine Tochter. Sie kann Teil von alledem sein. Wir passen gut auf sie auf."
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Beitrag von Siria »

Samaa
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Morgen

Wieder schwieg Samaa einen Moment. Sie mußte das Gesagte erstmal setzen lassen. Es war ein Märchen und hätte Anoara ihr nicht bestätigt, dass sie auch ein Elementar war, dann würde sie das alles hier nicht glauben.
Sie sah Elas an, konnte aber weiterhin nicht sprechen. Doch sie spürte in sich, wie wahr das alles war, was er ihr sagte. Und wie sehr sich ihr Innerstes danach sehnte, dies alles zu erlernen oder vielleicht einfach zu reaktivieren.
"Das alles kann ich?", sprach sie schließlich ungläubig. "Wenn dem so ist und es noch mehr Elementare gibt... diese Gaben...", Samaa traute sich kaum den Gedanken auszusprechen. "... dann kann er doch auch als Waffe genutzt werden. Wenn ich Jägern sagen kann, wo eine Büffelherde steht, kann ich sie auch falsch schicken. Wenn ich ein Feuer wieder beleben kann, kann ich es auch an falscher Stelle beleben. Es ist nicht so, dass ich das vorhabe, aber es ist eine Macht, die in hoffentlich niemand besitzt, der damit Dinge vollbringt, die anderen schadet." und noch eines wurde ihr klar. "Du sagtest, dass ihr auf meine Tochter aufpasst. Aber was ist, wenn man sie mir wegnimmt und sie gegen mich einsetzt, damit ich meine Kräfte falsch verwende?", Samaa seufzte. "Du mußt verstehen, ich bin in einer Welt groß geworden, die versucht, immer das Bestemögliche herauszuschlagen. Es gibt wenig Achtung vor dem einen Leben, wenn man für die Gemeinschaft mehr herausschlagen kann, egal, mit welchem Mittel. Der Planet, die Menschen werden ausgebeutet wo es nur geht, damit ein Teil gut leben kann.
Ich habe Angst, so eine Kraft zu besitzen, weil sie auch gefährlich sein kann.", sprach Samaa ihre Bedenken aus. Sie war von dem Leben in der Stadt geprägt, von dem Funktionierenmüssen, der Rücksichtslosigkeit... und sie hatte bisher noch kein anderes Leben erlebt, als eben dieses. Sie hatte Angst davor, etwas zu können, mit dem sie evtl Schaden anrichten konnte oder vielleicht begehrlich für andere war. War sie dadurch nicht vielleicht eine Bedrohung?
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Re: ZWEI - östliches Edaira-Gebirge

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Elas
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Morgen

Der Windgeist Elas wirbelte kurz etwas schneller und wurde dann wieder langsamer.
"Du hast einen wachen Geist, Windfrau. Genau das ist der Preis: Verantwortung. Du hast eine Gabe, die nur wenige besitzen und nicht alle unter ihnen trauen sich auch, sie anzunehmen. Dass du mit deiner Kraft nicht nur helfen, sondern auch schaden kannst, ist eine sehr wichtige Erkenntnis. Manch einer wurde fehlgeleitet durch die neue Macht. Doch du denkst nicht nur an dich. Du denkst an die Gemeinschaft, an das Wohl aller. Genau darum geht es: um das Wohl Marrekhs. Die Elemente haben lange geschwiegen. Doch nun brauchen sie eure, auch deine, Hilfe. Der Wind ist einer der vier Herren Marrekhs nebst Feuer, Stein und Wasser. Nur zusammen können wir retten, was der Mensch zu zerstören versucht."
Elas löste sich kurz auf um sich wieder neu zusammen zu setzen.
"Dein Kind wird dir niemand wegnehmen. Es ist deine Entscheidung, deine Tochter mit auf den Weg zu nehmen oder bei den Menschen zurück zu lassen. Allein deine."
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