DREI - Polaris (Seevolk)

[Ayrina]

Vaia
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

Vaia sah ihn an und nickte.
"Hoffentlich! Wir sind da."
In diesem Moment durchstieß er die Wasseroberfläche und Vaia war verschwunden, als wäre sie nie da gewesen.

[Cassiopeia]

Ketyr / Jenaeh
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

Ketyr kam prustend wieder nach oben und spürte, wie die Atmung sich wieder auf Lungenatmung umstellte. Er schwamm zügig zum Schiff und kletterte an dem immer hängenden Seil nach oben.
"Tobis!", rief er aufgeregt und außer Atem, "du glaubst nicht, was passiert ist!"

Jenaeh wollte gerade antworten, als Ketyr wieder erschien. Vollkommen nass und aufgeregt. Er schien kein bisschen zu frieren oder angestrengt zu sein, dabei war er eine ganze Weile im Wasser gewesen, wie ihr klar wurde.
"Hallo Ketyr", grüßte sie ihn freundlich, "was ist denn Spannendes passiert?"

[Therapistin]

Tobis
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

Tobis hob die Augenbrauen, dann lächelte er.
"Du scheinst einiges erlebt zu haben, mein Junge", sprach er und winkte Ketyr näher heran. Der Junge hinterließ nasse Spuren auf dem Deck und er war durch und durch nass, doch er schien es kaum zu spüren. Ein weiteren untrügliches Zeichen, dass Tobis' Verdacht stimmte. Dennoch zog er seinen eigenen Mantel aus und legte ihn Ketyr um.
"Jenaeh, wärst du so gut und würdest ihm etwas heißes Wasser holen? Bevor er sich noch den Tod holt", bat er sie mit einem Lächeln. Er wollte einen Moment alleine mit Ketyr sein, sie musste nicht sofort erfahren, dass der Junge - immerhin ihr Sohn - ein Elementar war.

[Cassiopeia]

Ketyr / Jenaeh
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

"Aber sicher", antwortete Jenaeh, schenkte Ketyr noch ein Lächeln und verschwand im Unterdeck.
"Ich brauch gar kein heißes Wasser", sagte Ketyr trotzig, als Jenaeh verschwunden war. "Mir ist gar nicht kalt! Und tot bin ich auch nicht!"

[Therapistin]

Tobis
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

Tobis lachte leise und legte Ketyr eine Hand auf die Schulter.
"Das weiß ich doch, mein Junge", sprach er ruhig und mit einem deutlichen Lächeln in der Stimme. "Ich wollte nur einen Moment mit dir alleine sein, verstehst du? Es wäre vielleicht nicht klug, sofort allen zu erzählen, dass du ein Elementar bist." Womit er Ketyr verdeutlichte, dass er es immerhin wusste. Wenn auch nur ungleich länger als der Junge selbst.
"Bitte erzähl, was hast du dort unten erlebt?"

[Cassiopeia]

Ketyr
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

Ketyr verstand und wurde sofort ruhiger, während er versuchte, die richtige Worte für die Ereignisse zu finden.
"Ich bin der Wasserelfe hinunter getaucht. Ich musste nicht atmen, ich bekam Kiemen wie die Fische", erzählte er und strich an seinem Hals an der Stelle entlang, wo sich die Kiemen geöffnet hatten.
"Die Welt dort unten ist unglaublich! Fische, ein Wald aus Algen, Quallen, Steinberge und Schluchten... und dann war da die Königin." Er bekam einen ganz ehrfürchtigen Ausdruck. "Es ist wie unser Schiff, aber festgewachsen. Ein festes Schiff aus Korallen. Dort wohnt die Königin der Wasserelfen. Sie hat beschlossen, dass Vaia - so heißt die Elfe, die mich dorthin brachte - mich ausbilden darf." Seine Augen leuchteten vor Begeisterung.

[Therapistin]

Tobis
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

Tobis lauschte aufmerksam. Äußerlich blieb er ruhig, wie es seine Art war, doch was Ketyr da erzählte, war absolut fantastisch. So strich auch Tobis kurz über Ketyrs Hals, auch wenn dort nichts zu sehen oder zu fühlen war.
"Sie wird dich ausbilden?", fragte er überrascht nach, doch dann nickte er direkt und lächelte. "Natürlich, wer könnte ein besserer Lehrer für einen Elementar sein als ein Wesen, das derart mit dem Element verbunden ist wie eine Wasserelfe? Du hast wirklich großes Glück, Ketyr."

[Cassiopeia]

Ketyr
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

Ketyr strahlte, wurde dann aber sogleich wieder nachdenklich.
"Dann kann ich aber nicht mehr oft auf dem Schiff sein", sagte er etwas bedrückt. Er mochte es hier. Er war hier aufgewachsen und kannte keine andere Welt als die uralten Planken unter seinen nackten Füßen, den Wind in den Haaren, das Salz, das manchmal eine Kruste auf der Haut bildete.
"Aber ich werde nie weit weg sein", sagte er dann, als er den Gedanken zu Ende gedacht hatte. "Ich werde immer in der Nähe sein und so oft hier sein wie Vaia es erlaubt."

[Therapistin]

Tobis
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

"Ich hege die Hoffnung, dass dies nur während deiner Ausbildung so sein wird", überlegte Tobis schmunzelnd. "Außerdem wird dich Vaia kaum Tag und Nacht unterrichten, meinst du nicht auch?" Es würde dennoch schwierig werden, Ketyrs Abwesenheit den anderen gegenüber zu erklären, ohne ihnen sagen zu müssen, dass der Junge ein Elementar war. Jemand, an den viele nicht einmal mehr glaubten.
"Vergiss einfach nicht, woher du kommst, Ketyr. Du magst ein Elementar sein und dem Wasser somit so nah sein wie kein anderer der unseren, doch du bist noch immer und wirst immer ein Mensch des Seevolks sein."

[Cassiopeia]

Ketyr
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

Ketyr nickte ernst.
"Ich werde es nie vergessen", versprach er beinahe feierlich. "Ich weiß nicht, wozu ich ausgebildet werde. Doch ich möchte hier leben. Bei euch. Ihr seid meine Familie. Das Schiff, das Holz, der Wind... das ist mein Zuhause. Und das Meer."