Missionsleben V: Non semper ea sunt, quae videntur! - Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen

Die Geschichte
Gladiatrix

Re: Missionsleben V: Non semper ea sunt, quae videntur! - Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen

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Lieutenant Isla MacTavish


Ort des Geschehens: Shuttle nahe Trill
Beteiligte Personen: Leri Praam
Datum: 03.10.2400 Uhrzeit: 1240 ff

Isla lächelte, als sie die Antwort der jungen Marine hörte. Sie war durch und durch Offizierin der Sternenflotte und konnte sich nicht so ganz daran gewöhnen, wie es beim Marine Corps zuging. Zu einer Mission aufzubrechen und noch gar nicht zu wissen, um welche Mission es sich handelte oder auf welchem Schiff man stationiert werden würde, fand Isla eine merkwürdige Vorstellung. Die Sternenflotte war eine Flotte, die der Verteidigung, aber auch der Forschung und zahlreichen humanitären Zwecken diente. Marines waren durch und durch Soldaten. Das war wohl einfach etwas anderes.

“Nun, dann wünsche ich Ihnen jedenfalls alles Gute für Ihre Mission. Ich weiß immerhin, wo es hingeht - ich werde Pilotin auf der USS Shenzou. Aber welche Situation ich dort genau vorfinden werde, weiß ich auch noch nicht - Starfleet Command hat sich diesbezüglich recht bedeckt gehalten,” antwortete Isla, ebenso freundliche wie die Marine zu ihr gesprochen hatte.

Tatsächlich hatte der Starfleet-Admiral, der Isla ihren Versetzungsbefehl überbracht hatte, einige vage Andeutungen gemacht, die Isla ein wenig beunruhigt hatten. Isla hoffte, dass ihre beste Freundin nicht in Schwierigkeiten war. Aber falls doch, war es gut, dass sie nun Verstärkung bekam, dass Isla ihr endlich wieder beistehen konnte.

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Soleta
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Re: Missionsleben V: Non semper ea sunt, quae videntur! - Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen

Beitrag von Soleta »

Ort des Geschehens: Hauptquartier der Sternenflotte, San Francisco, Erde, Büro von Admiral Edward Jellico
Beteiligte Personen: -
Datum: ein paar Tage nach Mission IV

Es war ein sonniger Tag in San Francisco und die Aussicht aus Edward Jellicos Büro war selten schöner. Wärmende Sonnenstrahlen schienen durch das große Panoramafenster und fluteten den Raum mit Licht. Das Büro war besonders schön gelegen und der herrliche Ausblick auf die San Francisco Bay war einer der Gründe, warum sich der ehemalige Oberbefehlshaber der Sternenflotte für seine letzten Tage im Dienst gerade dieses ausgewählt hatte. An seiner Tür hing nun die Bezeichnung „Stabschef für interne Angelegenheiten und Verbindungsoffizier“, was so viel bedeutete, dass nur noch selten Arbeit auf seinem Schreibtisch landete und er nun überwiegend repräsentative Aufgaben wahrnahm, die meistens darin bestanden, den Föderationspräsidenten zu diplomatischen Anlässen zu begleiten und gelegentlich die ein oder andere Frage eines neugierigen Pressevertreters zu beantworten. Normalerweise pflegte der Admiral an solchen Tagen einen ausgedehnten Spaziergang über den Campus der nahegelegenen Sternenflottenakademie zu machen. Doch heute interessierte ihn weder das schöne Wetter, noch die Aussicht aus seinem Büro. Vor ihm lagen zwei PADDS auf dem Schreibtisch: Das eine beinhaltete die Personalakte einer gewissen Soleta, das andere einen ausführlichen Bericht des Büros für temporale Ermittlungen. Dieser Bericht schien sehr wichtig zu sein, denn er trug den Sichtvermerk des Oberbefehlshabers der Sternenflotte. Und sein Inhalt war alles andere als erfreulich.
„So eine Verschwendung.“ Murmelte er vor sich hin und konnte die Entscheidung des Oberkommandos nur schwer nachvollziehen. Jellico war noch ein Mann vom alten Schlag und nach seiner Auffassung hätte eine ordentliche Standpauke in diesem Fall vollkommen genügt. Doch die Zeiten hatten sich geändert, in der Sternenflotte saßen nun andere Entscheidungsträger, die, nach Jellicos Meinung, irgendwann den Draht zur Flotte und den Bezug zu den Offizieren verloren hatten, die tagtäglich an den entlegensten Orten des Föderationsgebietes ihren Dienst taten. Jellicos Gedanken wurden durch den Türsummer unterbrochen. Er blickte auf und sein Adjutant, ein hochgewachsener Efrosianer, betrat den Raum.
„Sir, Lieutenant Commander Soleta ist da.“ Jellico machte eine winkende Handbewegung und ordnete die PADDS vor sich. „Schicken Sie sie rein.“
Einen Augenblick später erschien Soleta und blieb vor Jellicos Schreibtisch stehen. Warum man sie hierherbeordert hatte, wusste sie nicht. Sie konnte sich allerdings schon vorstellen, dass es etwas sehr wichtiges war und dem Gesichtsausdruck des Admirals nach zu urteilen war es nichts Erfreuliches.
„Setzen Sie sich, Commander.“ Soleta kam der Aufforderung nach und wartete ab. Dabei entging ihr nicht, dass Jellico sie eindringlich musterte. Dann nahm er ihre Akte zur Hand und fing an, gewisse Passagen zu rezitieren.
„Lieutenant Commander Soleta, Dienstnummer 344532. Erster Offizier auf der U.S.S. Shenzhou, vorher leitender Wissenschaftsoffizier. Immer fleißig, loyal und stets bereit auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Ist das richtig?“
„Ja, Sir.“ Antwortete die Halb-Vulkanierin knapp. Wieder musterte Jellico sie, wobei die Falten auf seiner Stirn noch größer geworden zu sein schienen.
„Ihr Kommandant lobt Sie in den höchsten Tönen und Ihre Akte ist makellos. Daher fällt es mir besonders schwer mit Ihnen heute hierrüber..“ dabei tippte er auf das PADD mit dem Bericht „...zu reden.“ Jellico rieb sich kurz mit Daumen und Zeigefinger über die Nasenwurzel, während Soleta regungs- und ausdruckslos da saß.
„Das ist der Abschlussbericht des Büros für temporale Ermittlungen. Zunächst einmal kann ich Ihnen mitteilen, dass Ihnen in Bezug auf den Zeit-und-Raumsprung ihres Schiffes kein schuldhaftes Verhalten zuzurechnen ist.“ Soleta saß weiter regungslos auf ihrem Stuhl, doch sie beschlich das Gefühl, dass das nicht der Kern des Berichtes war. Und leider hatte sie schon eine ziemliche genaue Vorstellung davon, um was es tatsächlich ging.
„Allerdings,“ fuhr der Admiral fort „stießen die Ermittler auf einige Ungereimtheiten, die Ihre Person betreffen. Zu jedem anderen Mitglied ihrer Besatzung konnte in diesem Universum eine genealogische Spur zurückverfolgt werden. Außer zu Ihnen. Es gab keinen genetischen Schlüssel von Ihnen in irgendeiner Föderationsdatenbank.“ Soleta hörte weiter aufmerksam zu und ahnte, dass das Unheil nun seinen Lauf nahm.
„Also beschloss man, andere Quellen hinzu zu ziehen, schließlich wurde man doch fündig und zwar im Strafregister. Man fand eine genetische Übereinstimmung mit einem vormals inhaftierten Piloten namens..“
„Rajari.“ Unterbrach Soleta den Admiral, der zunächst überrascht zu sein schien, dann jedoch bestätigend nickte. „In meinem Universum war er mein biologischer Vater.“
„Und war er dort auch ein hochrangiges Mitglied des Tal’Shiar?“ fragte Jellico nach.
„Nein. Er war ein Schmuggler. Ein gewöhnlicher Verbrecher.“
Jellico blinzelte einen Moment und schien nach den passenden Worten zu suchen.
„Wie dem auch sei, Sie können sich sicher ausmalen, dass der Bericht hier im Oberkommando für ziemlich viel Unruhe gesorgt hat. Vor allem, weil sich daraus die Schlussfolgerung ergibt, dass Sie Ihre Abstammung bei Ihrer Einstellung verschwiegen haben. Stimmt das?“
Soleta nickte, es war sinnlos jetzt noch irgendetwas leugnen zu wollen.
„Ja, das stimmt.“
Jellico lehnte sich etwas zurück und sah auf einmal sehr müde aus.
„Ich werde nicht fragen, warum Sie das getan haben, Sie werden Ihre Gründe gehabt haben und eigentlich sollten diese hier in unserem Universum auch keine Rolle spielen.“
„Dann hat das Oberkommando also schon eine Entscheidung gefällt und Ihnen die Aufgabe überlassen mir diese mitzuteilen.“ Folgerte die Halb-Vulkanierin.
Jellico nickte grimmig. „Ja, das hat es. Es bleiben Ihnen zwei Möglichkeiten: Sie werden in Ihrem Rang auf einen Lieutenant herabgesetzt und ehrenhaft entlassen oder man nimmt Ihnen den Rang und gibt Ihnen die Möglichkeit in der Sternenflotte zu bleiben. In diesem Fall müssten Sie mit dem Büro für temporale Ermittlungen kooperieren. Man ist dort der Überzeugung, dass in Ihrem Umfeld noch weitere Personen von Ihrer Abstammung wussten und…“
„Nein.“
„Nein?“
„Nein. Niemand wusste davon und nein, ich werde nicht in der Sternenflotte bleiben.“ Soleta wusste ganz genau, was in diesem Fall mit ihr passieren würde. Man würde sie auf irgendeinen Schreibtischposten versetzen, auf dem sie keinen Schaden anrichten konnte. Die Halb-Vulkanierin befand, dass es das nicht wert war, dafür ihre Kommandantin ans Messer zu liefern. Sie entfernte die Rangpins von ihrem Revers und legte sie behutsam auf Jellicos Tisch.
„Sir, ich bitte hiermit um meine Entlassung aus dem Dienst der Sternenflotte.“
Es war offensichtlich, dass Jellico diese Entscheidung nicht gefiel. Langsam nickte er, streckte die Hand aus und nahm die Rangpins an sich.
„Gewährt.“ Sagte er und mit einer Berührung des PADDS wurde Soletas Akte geschlossen.
„Ich weiß, dass Ihnen das wahrscheinlich Nichts bedeutet, aber im Namen der Vereinten Föderation der Planeten und im Namen der Sternenflotte möchte ich mich für Ihre bisher geleisteten Dienste bedanken. Ich persönlich halte Sie für einen hervorragenden Offizier und Ihr Rücktritt stellt einen schmerzlichen Verlust dar.“
Jellico stand auf und reichte Soleta die Hand, zog diese aber rasch zurück als er seinen Fauxpas bemerkte. „Ich vergaß, Sie mögen Berührungen ja nicht. Leben Sie wohl, Miss Soleta. Ich wünsche Ihnen viel Glück, ich weiß Sie werden es brauchen.
„Danke.“ Antwortete Soleta knapp, drehte sich um und ging zur Tür. Als sich diese öffnete, blieb sie stehen, drehte sich jedoch nicht zu Jellico um.
„In einem Punkt haben Sie unrecht, Admiral. Es bedeutet mir sehr wohl etwas.“ Dann trat sie durch die Tür, ging den Korridor entlang nach draußen und als sie vor dem Hauptquartiergebäude stand wusste sie zum ersten Mal in ihrem Leben nicht, wo sie nun hin sollte.
„Miss Soleta?“
Soleta drehte sich um und zog überrascht eine Augenbraue hoch. „Botschafter Spock?“
Der Vulkanier war sichtbar vom Alter gezeichnet und dennoch strahlte seine Haltung eine unerschütterliche Würde aus.
„Admiral Jellico war so freundlich, mich über Ihr Ausscheiden aus der Sternenflotte zu unterrichten. Kommen Sie, wir haben viel zu besprechen.“ Soleta dachte kurz nach, was hatte sie jetzt schon noch zu verlieren? Sie nickte Spock zu. „Gut.“ Sie folgte Spock, während sie sich unterhielten und noch am selben Tag brach sie zu einer Welt auf, die nur noch in ihrer Erinnerung ihre einstige Heimat war: Vulkan.


Ort des Geschehens: Vulkan, Wissenschaftsakademie, Soletas Büro / Soletas Quartier
Beteiligte Personen: -
Datum: am Tag vor dem Abflug

Soleta saß in ihrem Büro und bereitete sich auf den nächsten Vortrag vor. Sie hatte sich gut eingelebt und ihr Alltag verlief mittlerweile sehr routiniert, was nicht zuletzt an ihrer Bekanntschaft mit Kobol lag. An die Sternenflotte dachte sie jedenfalls nicht mehr, zumindest nicht, bis sie unerwarteten Besuch bekam. Sie blickte nicht auf als sich nach ihrem ja die Tür öffnete. Erst als der Mann an ihrem Schreibtisch stand sah sie auf und erhob sich langsam.
„Botschafter Spock, was kann ich für Sie tun?“
Spock setzte sich und Soleta tat es ihm gleich.
„Wie ich sehe, haben sie sich Ihrer neuen Lebenssituation schnell angepasst.“
„Die Arbeit hier ist befriedigend.“ Entgegnete sie dem Botschafter.
„Und dennoch sind Sie nicht glücklich.“
Soleta blinzelte verwirrt.
„Nein, aber ich betrachte dies als zu vernachlässigenden Umstand. Ohne Ihre Hilfe wäre ich wohl kaum an diesen Posten gekommen, dafür bin ich Ihnen sehr dankbar. So betrachtet, kann ich mich also doch glücklich schätzen.“
Spock nahm die Antwort zur Kenntnis, doch sie schien ihn keineswegs zufrieden zu stellen.
„Das ist nicht das gleiche.“
„Darf ich fragen, warum Sie so sehr um mein Wohlbefinden aus sind?“ fragte Soleta nach.
Spock nickte. „Das dürfen Sie.“
„Also, warum sind Sie so auf mein Wohlbefinden aus?“
Dem Gesicht des Vulkaniers war nicht die geringste Gefühlsregung anzusehen.
„Als ich Sie kennengelernt habe, waren Sie auf der Suche nach Ihrer wahren Identität. Sie haben Sie gefunden und nun sehe ich jeden Tag wie Sie sie immer weiter aufgeben. Wenn Sie mir den Ausdruck erlauben, aber das ist sehr…traurig.“
Soleta straffte sich etwas und versuchte, nicht überrumpelt zu wirken.
„Die Umstände, die mich hierher geführt haben, habe ich selber zu verantworten.“
„Und sich seinem Schicksal zu ergeben hielten Sie für die logischste Folge?“
Soleta verstand nicht, worauf Spock hinaus wollte.
„Ich habe mich nicht meinem Schicksal ergeben. Ich traf eine Entscheidung, die notwendig war. Und nun versuche ich mit den Konsequenzen meiner Entscheidung zu leben.“
Spock ließ nicht locker.
„Und war diese Entscheidung logisch?“ hakte er nach.
Soleta überlegte einen Moment und schüttelte dann, von sich selbst überrascht, den Kopf.
„Nein, sie war menschlich.“
Zum ersten Mal in diesem Gespräch zeigte Spock eine Regung, indem er eine Augenbraue hochzog.
„Faszinierend. Ich kenne sonst niemanden, der jemals menschlich gehandelt hat.“
Dann legte er Soleta ein PADD vor die Nase.
„Ein alter Freund sagte mir einmal, dass jeder das Recht hat aus seinen Fehlern zu lernen und sie wieder gut zu machen. Ich sehe keinen Grund, Ihnen dieses Recht vorzuenthalten.“
„Was ist das?“ entgegnete Soleta und deutete auf das PADD.
„Eine Chance, Ihren Fehler wieder gut zu machen. Ihr Flug geht morgen um 06:00 Uhr. Und nun entschuldigen Sie mich, ich bin ein wenig in Eile.“
Ohne weiteren Kommentar stand Spock auf und verließ das Büro, wo er eine sichtlich verwirrte Soleta zurück ließ.

Der Tag war lang und arbeitsreich gewesen und die Sonne stand schon tief, als Soleta vor der Tür ihres Quartiers stand. Es war nur sehr karg eingerichtet und ein Mensch hätte sich hier keinesfalls wohl gefühlt, doch für Soletas Bedürfnisse reichte es vollkommen aus: Es gab ein Bett, einen Schreibtisch, zwei Stühle, ein Bad und eine Kochnische mit Replikator. Das Gespräch mit Spock ging ihr nicht aus dem Kopf und so bemerkte sie erst recht spät, dass jemand in ihrem Quartier saß. Es war ein menschlicher Mann, ganz in schwarz gekleidet und es schien so, als hätte er Soleta längst zurück erwartet.
„Heute wieder besonders fleißig?“ fragte er wie selbstverständlich.
„Ja.“ Antwortete die Halb-Vulkanierin knapp. Sie hatte keine Ahnung, wer dieser Mann war, aber offenbar stellte er keine Bedrohung dar. „Und Sie sind?“
„Mein Name ist Sloan. Luther Sloan.“
Soleta nahm sich einen Gewürztee und setzte sich dem Mann gegenüber. So wie er auftrat, vermutete Soleta zunächst es mit jemandem von der Sternenflottensicherheit oder dem Geheimdienst zu tun zu haben.
„Und was kann ich für Sie tun, Mr. Sloan? Ich nehme nicht an, dass Sie mir Ihren richtigen Namen verraten werden.“
Sloan, oder wie immer der Mann auch heißen mochte, lächelte sanft.
„Wissen Sie, in meiner Branche sind Namen recht bedeutungslos.“
„Geheimdienst?“ fragte Soleta nach.
„Nun, wir haben ähnliche Ziele, nur unterschiedliche Methoden.“ Antwortete Sloan und fuhr fort „Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen: Zunächst einmal würde es uns sehr helfen, wenn Sie Botschafter Spocks Angebot annehmen würden.“
„Und wenn ich das nicht tue?“ fragte Soleta vorsichtig nach. Auf Sloans Gesicht lag so etwas wie Bedauern, aber das war sicherlich nur gespielt.
„Nun, dann wären Ihre Bemühungen, Commander Rix zu decken, wohl leider umsonst gewesen. Wollen Sie wirklich zwei Karrieren zerstören? Was würde wohl Ihr Vater dazu sagen?“
Eins musste man Sloan lassen, er war gut informiert. Doch dann ging der Halb-Vulkanierin ein Licht auf.
„Sie haben dem Büro für temporale Ermittlungen die Informationen über meinen biologischen Vater zukommen lassen. Sie wussten, dass ich mein persönliches Schicksal dem von Commander Rix unterordnen würde. Und nun haben Sie mich da, wo Sie mich haben wollten.“ Wut stieg in der Halb-Vulkanierin auf, nach außen hin ließ sie nichts durchdringen.
Sloan klatschte vergnügt in die Hände.
„Ich wusste doch, dass Ihre Kombinationsgabe außergewöhnlich ist. Das erspart uns viel Zeit. Wissen Sie, wir sind schon lange auf der Suche nach jemandem mit Ihren Fähigkeiten. Ich bin davon überzeugt, dass Sie uns gute Dienste leisten werden.“
„Ich habe mich niemals bei Ihnen und Ihrer Organisation, welche auch immer das sein soll, beworben. Wie kommen Sie darauf, dass ich Ihnen von Nutzen sein könnte?“ entgegnete Soleta, doch Sloan ließ sich nicht aus der Reserve locken und legte wieder sein sanftes Lächeln auf.
„Das ist auch nicht nötig, Sie sind nun dabei, ob Sie wollen oder nicht. Wenn ich bitten dürfte?“ Sloan nahm Soletas PADD in die Hand und rief eine Datei auf, dann hielt er der verblüfften Halb-Vulkanierin dass PADD hin.
„Leitender Wissenschaftsoffizier auf der U.S.S. Shenzhou, mit freundlicher Unterstützung von Botschafter Spock. Das ist doch das, was Sie immer wollten, nicht wahr? Oh, keine Sorge, der Botschafter weiß nichts von unserem kleinen Gespräch hier. Im Prinzip hat er nur die Vorarbeit geleistet.“
Soleta zögerte und schluckte nun merklich. „Ich glaube nicht, dass ich das kann. Ich...“
Doch Sloan unterbrach sie mit einer schneidenden Geste.
„Darüber müssen Sie sich keine Gedanken machen. Wir treffen unsere Auswahl sehr sorgfältig und wir erwarten von Ihnen momentan nur eines: Das Sie das richtige tun. Und das hier“ er wedelte leicht mit dem PADD „wäre ein guter Anfang.“
Soleta nahm das PADD entgegen. Noch immer zögerte sie , denn Sloan hatte mit dem, was er sagte, vollkommen Recht. Sie wollte wieder zurück, aber sollte sie sich wirklich darauf einlassen?
„Warum sollte ich Ihnen vertrauen?“ fragte sie, ohne darauf jedoch eine ehrliche Antwort zu erwarten. Sloan schien die Frage zu amüsieren, denn er lachte plötzlich los und schüttelte den Kopf.
„Mir vertrauen? Das sollten Sie auf keinen Fall, meine Teuerste. Und wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, Sie sollten niemandem vertrauen.“
Soleta musterte Sloan eindringlich, doch seine Miene verriet rein gar nichts. Und immerhin hatte er ihr schon eine ehrliche Antwort gegeben. Das genügte der Halb-Vulkanierin. Sie bestätigte den Versetzungsantrag und nahm sich vor Sloans Spiel nur bis zu einem gewissen Grad mitzuspielen.
Dieser schien hocherfreut über Soletas Entscheidung zu sein, tippte noch etwas auf das PADD und übergab es wieder Soleta.
„Sehr schön. Und nun lasse ich Sie wieder allein. Sie sollten vor Ihrem Flug ausgeruht sein. Und von Ihrem Freund Kobol müssen Sie sich nicht mehr verabschieden, ich war so frei und habe das für Sie übernommen. Er wird sich bei Ihnen melden, sobald Sie die Shenzhou erreicht haben.“
Sloan stand auf, deutete eine knappe Verbeugung an und ging zur Tür. Bevor er hinaus trat, drehte er sich noch einmal um.
„Guten Abend, Lieutenant. Ich freue mich schon auf unsere Zusammenarbeit.“ Dann verschwand er. Soleta ging zur Tür und blickte auf den Flur, doch von Sloan war nichts mehr zu sehen. Sie kehrte in ihre Wohnung zurück und warf einen Blick auf den Chronometer. Viel zu packen gab es nicht, also studierte Soleta den Inhalt des PADDs und machte sich bald darauf auf den Weg zum nächsten Raumhafen.


Ort des Geschehens: Shuttle nahe Trill
Beteiligte Personen: Isla MacTavish
Datum: 03.10.2400 Uhrzeit: 1240 ff.

Soleta war mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt und nahm nur beiläufig wahr, dass ihre Fähre einen Zwischenstopp auf Trill einlegte um einige Marines aufzunehmen. Sie war positiv überrascht, dass Isla MacTavish auch auf dem Rückflug zur Shenzhou war. Junia würde es sicher gefallen, ihre alte Freundin wieder zu sehen. Wie indes die Begegnung zwischen ihr und Soleta ausfallen würde, war für die Halb-Vulkanierin noch völlig unklar. Wieder einmal nahm sie ihr PADD zur Hand und beantwortete Islas Frage nur mit einem knappen „Ja.“ Sie nahm zwar einige der Gesprächsfetzen auf, doch diese waren für Soleta eher uninteressant.

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Leano Casadio
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Re: Missionsleben V: Non semper ea sunt, quae videntur! - Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen

Beitrag von Leano Casadio »

Ort des Geschehens: Trägerschiff -> Besprechungsräume

Beteiligte Personen: Sezor Poyas (NPC)

Datum: 03.12.2400 Uhrzeit: 0900



Taslo war vor einiger Zeit auf dem Trägerschiff angekommen, welches in seinen Versetzungsbefehlen erwähnt worden war. Es war ein recht schlichtes und einfaches Schiff, eben so zweckmäßig wie es die Flotte mochte. Der Bolianer hatte sich den gesamten Flug über mit einem jungen Crewman unterhalten, welcher gerade seinen Dienst angetreten hatte. Der junge Kerl war kaum 20 und Taslo musste immer wieder grinsen, als er die Träume und Vorstellungen der Jugend hörte. Er vermied es über die schlechten Seiten des Lebens im Weltraum zu sprechen und versuchte den jungen Mann zu bestärken. Es war nicht seine Aufgabe junge Leute zu desillusionieren.

Kurz nach der Ankunft auf dem Träger, wurde Taslo von einem jungen Corporal angesprochen. Entgegen der ursprünglichen Befehle wollte sein neuer Teamleader den bolianischen Techniker sofort sehen. Etwas verwundert war Taslo durchaus, denn die erste Besprechung war erst in einige Stunden angesetzt und er war sich sicher, dass bisher kein anderes der Teammitglieder eingetroffen war. Im Shuttle hatte Taslo einen Phaser als Standardwaffe angelegt und auch einen technischen Tricorder aus seiner Sammlung entnommen um diesen an seinen Gürtel zu befestigen. Das Patch welches er von seinem Master Sergeant erhalten hatte, hatte nun Platz auf seinem Anzug gefunden. Der Bolianer hatte sich trotz des Fluges für die leichte Variante des Kampfanzuges entschieden. Bewusst hatte er auf die schwere Weste und die anderen Schutzmaßnahmen verzichtet, jedoch wollte er stets bereit sein.

Bisher hatte er keinen anderen mit einem ähnlichen Patch gesehen und somit war er sich sicher das die anderen Mitglieder des neuen Teams entweder noch nicht an Bord waren, oder noch nichts von ihrem Glück wussten. Der sonst so fröhliche und geschwätzige Bolianer war nun wieder einmal etwas stummer geworden. Als er sich auf den Weg zu seinem neuen Vorgesetzten machte schossen ihm viele Gedanken durch den Kopf.

Kurze Zeit später befand er sich auf der Besprechungsebene und suchte mit prüfendem Blick die Gegend nach dem richtigen Raum ab. Schnell war dieser gefunden, Taslo atmete noch einmal tief durch bevor er den Raum betrat. Am Fenster stand, mit dem Rücken zur Tür, ein hochgewachsener Mann. Taslo konnte nicht erkennen um wen genau es sich handelte, deshalb machte er mit einem kurzen Räuspern auf sich aufmerksam. „Sir?“ kam knapp von ihm. Er sah wie sich die Gestalt umwandte und nun konnte er einen Bajoraner erkennen der den Dienstgrad eines Captains trug. Taslo salutierte zackig und sagte: „Gunnery Sergeant Taslo meldet sich wie befohlen zum Dienst.“

Er sah wie sein Gegenüber ein Lächeln aufsetzte und nickte. „Rühren Sie sich Gunnery Sergeant. Ich danke Ihnen, dass sie gekommen sind, trotz dass sie erst vor kurzem hier eingetroffen sind.“ Sagte der Captain dann und zeigte auf einen Stuhl am Konferenztisch. „Setzen Sie sich gerne. Möchten Sie etwas trinken?“ lächelte er. Taslo setzte sich langsam in Bewegung in Richtung des Stuhls. Auf die Frage hin ob er etwas trinken wolle schüttelte er leicht den Kopf. „Nein danke. Sir.“ Kam kurz von ihm ehe er sich auf dem angebotenen Stuhl niedergelassen hatte. Der Captain nahm sich ebenfalls einen Stuhl, dieser stand am Kopfende und sah dann Taslo an. „Gut. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Mein Name ist Captain Sezor Poyas und ich werde der neue Team Leader der Silver Wolves sein. Das Marine Command und das Special Force Command haben mich mit dieser Aufgabe betraut und mir die Auswahl der Leute überlassen. Wie Sie sehen ist außer ihnen und mir noch kein anderen anwesend, die anderen Mitglieder des neuen Teams sind noch auf dem Weg hierher.“ sagte der Captain und legte die Fingerspitzen aneinander. Taslo nickte: „Es freut mich Sie kennen zu lernen Sir. Es ist mir eine Ehre das ich ausgewählt wurde.“ sagte er und sein bolianisches Temperament kam wieder etwas durch denn seine Gesichtszüge entspannten sich zusehends. „Die Freude ist ganz meinerseits Gunny. Es ist schwer geeignete Leute nur anhand einer Dienstakte auszusuchen, ihr Master Sergeant sprach jedoch in den höchsten Tönen von Ihnen.“ Lächelte Sezor Poyas und sah Taslo an. „Ich habe Sie aus einem ganz besonderen Grund hierhergebeten, bereits bevor die anderen Teammitglieder eingetroffen sind.“ Kam vom Team Leader und seine Miene wurde wieder etwas ernster. „Die Mitgliedschaft in einem solchen Team aus Spezialkräften erfordert ein hohes Maß an Disziplin, Teamwork, Vertrauen und Engagement. Ich denke ich erzähle Ihnen da nichts Unbekanntes. Darüber hinaus benötigt die Führung eines solchen Teams aus verschiedenen Charakteren und Spezies, ja aus verschiedenen Spezialgebieten ein genaues Gespür für Situationen, Feingefühl aber auch manches Mal hartes Durchgreifen.“ War nun vom Bajoraner zu hören und Taslo musste erneut schlucken. Hatte er sich bereits in dieser kurzen Zeit etwas zu Schulden kommen lassen? Der Captain schien ihm hier eine Standpauke zu halten und dies war dem Bolianer sichtlich unangenehm. Etwas unsicher und wieder etwas ernster sah Taslo zu Captain Poyas und nickte leicht. Dieser sah ihn mit einem durchdringenden Blick an. „Ich weiß, dass alle Mitglieder des neuen Teams ausgenommene Spezialisten auf ihrem Gebiet sind, aber auch aus verschiedenen Welten und Umfeldern kommen, das ist nicht leicht zu handhaben. Man muss zusammenarbeiten und entwickelt sich besten Falls zu so etwas wie einer Familie.“ Sagte er und wandte dabei den Blick nicht von Taslo ab. Inzwischen wunderte sich der Bolianer über den Inhalt dieser Standpauke und was nun noch folgen sollte. “Der Erfolg oder Misserfolg von Missionen kann vom Vertrauen untereinander und von Zusammengehörigkeitsgefühl der Teammitglieder abhängig sein, dafür ist die Teamführung verantwortlich, genau wie für das gesamte Team. Wie sie vielleicht mitbekommen haben, wird das neues Team nach dem Missionsbriefing umgehend auf die erste Mission geschickt und ich bin nicht bereit auch nur eines der Mitglieder dieses Teams bereits bei der ersten Mission zu verlieren. Deshalb Gunny, benötige ich einen Stellvertreter der ebenso denkt, der bereit ist alles für das Team zu tun und dem die vorgenannten Punkte genau bewusst sind.“ sagte der Captain und sein Blick wurde immer durchdringender, Taslo schluckte ohne jedoch den Grund des Gesprächs bereits zu ahnen. „Aus diesem Grund, Gunnery Sergeant, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich Sie als Deputy Team Leader haben möchte. Ihre Vita spricht in diesem Fall sehr für Sie und ich bin sicher, dass Sie dieser Aufgabe gerecht werden können.“ Lächelte der Bajoraner nun und lehnte sich zurück in seinem Stuhl. „Was denken Sie?“

Taslo wäre nun beinahe vom Stuhl gefallen, wenn er sich nicht festgehalten hätte. Er hatte mit vielen gerechnet, nur damit nicht. Er war sich sicher, dass es Teammitglieder geben würde welche im Dienstgrad höher standen als er und die bei solch einer Postenwahl den Vortritt verdient gehabt hätten. Die Gedanken in seinem Kopf schwirrten und er war für einen kurzen Moment in dem sein Vorgesetzter ihn immernoch anlächelte nicht imstanden einen klaren Gedanken zu fassen. Er als Deputy Team Leader? Als Bolianer? Es war kein Geheimnis das Bolianer nicht die geborenen Kämpfer waren und auch nur weniger Mitglieder seiner Spezies schafften es in Führungspositionen von gemischten Verbänden, egal ob in der Flotte oder im Corps. Ausserdem war er nur ein Unteroffizier, ein kleiner Gunny, nicht mehr. Hatte sich das Captain Sezor Poyas gut überlegt? War er sich wirklich sicher?

„Captain, ich danke Ihnen für ihre offene Art und ihr Angebot. Aber erlauben Sie mir ebenfalls offen zu sprechen. Sind sie sich sicher? Gibt es nicht andere Kandidaten? Besser geeignete und im Dienstgrad höherstehende?“ sagte Taslo nun frei heraus und erneut übernahm seine bolianische Abstammung das Ruder. Manches Mal konnte er nicht aus seiner Haut, auch wenn er es gerne getan hätte. Er sah wie Captain Poyas ein noch breiteres Grinsen aufsetzte. „In einem Punkt können Sie sich sicher sein Gunny. Ich hätte ihnen dieses Angebot nicht unterbreitet, wäre ich mir nicht sicher. Natürlich gibt es Mitglieder des Team’s welche im Dienstgrad höher stehen werden wie Sie, jedoch halte ich Sie durchaus für geeignet für diesen Posten. Nochmal…..ich hätte Ihnen das nicht angeboten, wenn es nicht mein voller Ernst gewesen wäre und ich bin sicher sie würde an dieser Aufgabe wachsen und sich vielleicht auch für höheres qualifizieren.“ Sagte der Captain nun wieder etwas ernster. Es war ihm scheinbar wirklich ernst um diesem Umstand und Taslo bereute bereits jetzt eine so dumme Frage gestellt zu haben. Er senkte den Kopf um seine Gedanken zu ordnen. Nach einem kurzen Moment, der wohl jedem wie eine Ewigkeit vorkommen musste sah er nun wieder seinen Vorgesetzten an und nickte leicht. „Es wäre mir eine Ehre, Sir.“

Captain Poyas nickte und sein Lächeln wurde nun wieder etwas breiter. „Sehr gut, danke für Ihre Bereitschaft Gunny. Willkommen an Bord. Jetzt wo das organisatorische geklärt ist, kläre ich Sie mal über unseren kommenden Auftrag auf.“

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