Stockholm - Freitag, 14.11.

[Tjeika]

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Lene Ingrid Månström
WG, Lenes Zimmer
13:38 Uhr, Freitag, 14.11.
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Lene hatte gerade über einer Hausarbeit über das Management einer Konzerttour und seine Tücken und Hindernisse gehockt, als eine ungeduldig an ihrem Fenster klopfte. Stirnrunzelnd stand Lene auf und öffnete das Fenster und kaum war es soweit offen, dass der Kauz hineinflattern konnte, tat das Viech auch genau das.
"Wer bist du denn?", fragte Lene unsinnigerweise das Tier und nahm den Brief aus seinem Schnabel.
"Ich habe leider keine Eulenkekse, aber vielleicht kannst du ja auch mit Plätzchen etwas anfangen", überlegte Lene und fackelte nicht lange.
Den Brief legte sie auf ihre begonnene Hausarbeit, während sie nur wenige Zentimeter daneben griff und aus der Keksdose einige der selbstgebackenen Weihnachtsplätzchen ihrer Mitbewohnerin nahm, um sie dem Fliegevieh zu reichen, welches auch prompt darüber herfiel. Dann erst wandt sie sich dem Schreiben zu, setzte sich dorthin, wo sie auch eben schon gesessen hatte und las.

Zehn Minuten später hatte Lene den Brief von Leevke schon zum dritten Mal gelesen. Und zum dritten Mal konnte sie nicht glauben, was sie da vor sich hatte, dass das wirklich real war. Seufzend nahm sie ein leeres Blatt Papier - Pergament hatte sie nicht im Haus, genauso wenig, wie Eulenkekse oder eine Feder - und einen Kugelschreiber. Sie war gewillt zu antworten, auch wenn sie selbst noch nicht wusste, was sie Leevke denn überhaupt antworten sollte.
"Einfach drauf los schreiben, Lene, das wird wohl das Beste sein", redete sie sich selbst zu und seufzte, ehe sie zu schreiben begann.

Hallo Leevke,

es sind in der Tat schon einige Jahre ins Land gezogen, seit du dich das letzte Mal bei mir gemeldet hast. Vielleicht sind sogar schon viel zu viele Jahre vergangen. Ich frage mich in der Tat noch, was ich dir getan habe, dass du mich einfach so vergessen konntest - so schien es mir damals zumindest.
Ich muss gestehen, dass ich mir jetzt nicht sonderlich viele Gedanken darüber mache, was jetzt vielleicht richtig oder falsch ist, daher sage ich dir einfach, was ich denke. Und ich denke, dass ich unendlich enttäuscht von dir bin, du hast mich damals unendlich verletzt. Und ich weiß nicht, ob ich dir jemals vergeben kann. Ich weiß es nicht.
Was ich hingegen weiß: Ich möchte antworten, durchaus. Ja. Und ich bin sehr auf ebendiese gespannt.

Lene

[Tjeika]

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Lene Ingrid Månström
Vor dem Stockholmer Rathaus
20:05 Uhr, Freitag, 14.11.
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Lene war noch nie sonderlich pünktlich gewesen. Doch das wussten eigentlich alle, die sie kannten. Und von daher machte sich die Schwedin relativ wenig Gedanken darüber, ob Leevke vielleicht schon wieder gegangen war, eben weil sie nicht pünktlich um 20 Uhr am Rathaus der Stadt Stockholm angekommen war. Und auch, dass sie Leevke nicht mehr geantwortet hatte, machte Lene weniger Sorgen. Immerhin hätte das arme Tier ihre Antwort wohl nicht mehr rechtzeitig zu Leevke bringen können, hatte sie Leevkes zweiten Brief an jenem Tag doch erst gegen 18 Uhr erhalten. Und jener Brief war doch mehr als nur merkwürdig gewesen. Warum ausgerechnet das Rathaus als Treffpunkt und warum hatte sie Heimatstadt statt Stockholm geschrieben? Irgendwie war das alles doch reichlich rätselhaft, doch Lene hoffte, auch dafür heute Abend eine Erklärung zu erhalten.
Viel mehr Sorgen machte der Schwedin, dass Leevke es sich in letzter Minute vielleicht doch noch anders überlegt hatte und beschlossen hatte, ihr doch nicht zu erklären, was damals eigentlich los gewesen war, dass sie nicht, wie vereinbart, zu ihr gekommen war und dass sie sich auch die darauffolgenden zwei Jahre nicht bei Lene gemeldet hatte.
So stand sie nun hier im Regen. Etwas, was zu dieser Jahreszeit in Schweden doch eher ungewöhnlich war. Eigentlich sollte es schneien. Zumindest wenn es nach Lene ging. Sie hatte sich an eine der Säulen gelehnt, die den Vorbau des Einganges des Rathauses trugen. Ob Leevke schon hier war, konnte Lene nicht sagen, sie hatte sich nicht weiter umgesehen, sondern sich einfach hier her gestellt. Leevke wollte etwas von ihr, also sollte sie auch auf sie zukommen.

[Cassiopeia]

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Leevke van der Zon
Vor dem Stockholmer Rathaus
20:06 Uhr, Freitag, 14.11.
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Leevke hasste Regen, dazu kalten Regen, wie er ihr hier in Stockholm ins Gesicht klatschte. Ihren Zauberstab hielt sie fest im Griff, auch wenn sie hier in einer Muggelgegend waren, das wusste sie. Lene hatte ihr Stockholm in ihrem Sommer ausgiebig gezeigt und Leevke war nun mehr als froh darum.
Die Kapuze hatte sie ins Gesicht gezogen, ehe ihr aufging, dass nicht nur ihre Verfolger, sondern auch Lene sie so wohl kaum erkennen würde. Sie wollte diese gerade zurück schlagen, als sie jemanden erkannte, der gegen die Säulen des Rathauses lehnte.
Lene.
Ihr Herz klopfte schnell, zielstrebig ging sie auf sie zu und schlug dann doch die Kapuze zurück, damit Lene sie erkannte.
"Hi", sagte sie etwas unbeholfen, während sie ihren Zauberstab weg steckte und sich noch einmal umdrehte. Es war bereits dunkel und auch, wenn es hier durch die Straßenlaternen genug Licht gab, fühlte sie sich beobachtet.
Lene. Für einen winzigen Augenblick fühlte Leevke sich wie vor zwei Jahren. Sie brachte ein schüchternes Lächeln zustande, Lene wirkte noch immer so souverän und selbstbewusst wie damals.
Etwas unsicher sah sie sie an, suchte erst ihren Blick und wich ihm dann aus, es war eine mehr als seltsame Situation, plötzlich vor ihr zu stehen. Sie waren so glücklich gewesen, hatten im Grunde nie offiziell Schluss gemacht. Und trotzdem war es vorbei, im Grunde gewesen in dem Moment, in welchem Leevke damals Niederländischen statt schwedischen Boden betreten hatte.
"Können wir vielleicht... irgendwo hin gehen, wo es trockener und etwas wärmer ist?", fragte sie, auch wenn es unter den Arkaden des Rathauses nicht regnete, kalt und ungemütlich war es dort trotzdem.

[Tjeika]

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Lene Ingrid Månström
Vor dem Stockholmer Rathaus
20:07 Uhr, Freitag, 14.11.
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Mit einem Mal war Lene wie erstarrt. Da stand sie vor ihr. Wie damals, als wäre keine einzige Sekunde vergangen. So stand sie da und blickte sie schüchtern an, beinahe war es, als wäre nichts geschehen - und eigentlich war es ja auch so. Nichts war geschehen - wo doch so viel geschehen war. Wieviel nichts bedeuten konnte, wurde Lene erst in jenen Sekunden bewusst, in denen sie Leevke immernoch atemlos und mit rasendem Herzen anstarrte, den Blick nicht von der Niederländerin nehmen konnte, obgleich sie den Ihrigen schüchtern gesenkt hatte. Es dauerte einige Sekunden, ehe Lene sich der obskuren Situation gewahr wurde und so seufzte sie schließlich, ehe sie zögerlich nickte.
"Ich hoffe, du verzeihst es mir, wenn... ähm", sagte Lene und musste sich dann doch räuspern.
"Wenn ich dich nicht gleich mit zu mir nach Hause nehme."
Meine Güte, das musste klingen, als wollte Lene nur darauf hinaus, dass alles wieder so wurde, wie es dereinst war. Wollte sie das?
"Wir können essen gehen, da lässt sich in Ruhe alles besprechen", schlug Lene daher schnell vor, bevor Leevke auch nur anatzweise auf die Idee kommen könnte, Lene meinte ihre vorhergehende Aussage so, wie... ja, wie eigentlich? So, wie sie sie nun einmal meinte oder so, wie sie sie auf keinen Fall meinte? Lene war verwirrt.

[Cassiopeia]

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Leevke van der Zon
Vor dem Stockholmer Rathaus
20:08 Uhr, Freitag, 14.11.
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Mit zu sich nach Hause? Irritiert blickte Leevke Lene an, wie kam sie denn auf den Gedanken?
"Ähm... natürlich", sagte sie und blinzelte kurz. Essen gehen? Wie zuletzt im Sommer vor zwei Jahren... aber dieser Sommer war vorbei. Schon lange.
"Äh.. zeig mir einfach, wo lang", sagte sie mit noch immer unsicherem Blick, den sie kaum von Lene nehmen konnte. So unendlich vertraut und doch so fremd zugleich.
Wie musste es da erst Lene gehen, sie zu sehen?
Sie schlug die Kapuze wieder hoch und wartete auf Lenes Zeichen, in welche Richtung sie sich wenden sollten.

[Tjeika]

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Lene Ingrid Månström
Vor dem Stockholmer Rathaus
20:10 Uhr, Freitag, 14.11.
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Lene hatte sich dazu entschlossen, Leevke nicht länger direkt anzusehen. Sie konnte es nicht, mal einmal davon ab, dass ein Teil von ihr das auch nicht wirklich wollte. Zuviele Erinnerungen, zuviele Emotionen, zuviel Schmerz... zuviel Liebe? Nein, innerlich über sich selbst lachend, schüttelte Lene den Kopf und seufzte, ehe sie versuchte, weiterhin nicht direkt in Leevkes Richtung zu schauen.
"Ich denke, wir könnten gleich hier unten in den Ratskeller gehen", schlug Lene dann vor und ohne Leevkes Antwort auch nur im Entferntesten abzuwarten, wandt sie sich dem Haus zu, welches direkt gegenüber vom Rathaus lag.
"Es ist recht lecker da und auch nicht sonderlich teuer", fügte sie hinzu, während sie voraus ging.
Es dauerte nicht einmal zwei Minuten, als sie auch schon angekommen waren. Lene wusste auch schon sehr genau, warum sie diesen Ort gewählt hatte und nicht irgendein Restaurant, welches vielleicht passender gewesen wäre, allerdings eben auch weiter weg. Der Regen konnte einem selbst das Überqueren der Straße zu einer Höllenqual machen. Fürchterlich.

[Cassiopeia]

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Leevke van der Zon
Vor dem Stockholmer Rathaus
20:12 Uhr, Freitag, 14.11.
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Drinnen war es warm und gemütlich, der Kellner wies ihnen einen kleinen Zweiertisch zu und zündete eine Kerze an, die Leevke eine Weile hypnotiesierte, ehe ihr bewusst wurde, dass sie ja in Schweden waren. Was bedeutete, sie musste in Kronen bezahlen. Keine Pfund oder Sickel - Kronen.
"Verdammt", murmelte sie und wurde rot, während sie in ihrem Portemonnaie kramte. Irgendwo, das wusste sie, hatte sie noch Kronen. Aufbewahrt von ihrem letzten Aufenthalt in Schweden und nie zurück getauscht. Erleichtert atmete sie auf, als sie sie endlich gefunden hatte und hoffte, sie würden reichen.
Schon war der Kellner wieder bei ihnen und reichte ihnen die Karte und erst, als er wieder fort war, sah Leevke Lene an.
Sie war schön, die so vertrauten Konturen ihres Gesichtes, die Augen, in denen sie so oft versunken war und die ihr nun auswichen. Die feine Nase, die roten Lippen, die sie so oft geküsst hatte...
Verlegen wandte sie den Blick ab, nicht sicher, ob dieses Treffen eine so gute Idee war. Oder würde es zu viel aufwühlen, was gerade erst dabei war, zu verheilen? Womöglich machte sie wieder alles kaputt, wie damals...
"Es tut mir leid", sagte sie leise, während ihr Blick wieder auf die Kerzenflamme gerichtet war, die so schöne Schatten auf Lenes Gesicht warf...