Kapitel 1

[Erzähler]

Port Soles, die Hauptstadt Embras an der Mündung des großen Flusses ins Meer, Sitz der Bruderschaft und Tor zur Welt von Choma. Hier treffen sich im Verborgenen jene, die dem blinden Hass nicht länger zusehen wollen und Vorbereitungen treffen gegen diejenigen, die sie alle bedrohen. Nun sind die Augen einer kleinen, ausgewählten Gruppe auf den Hafen gerichtet, Magier und Sine mit dem Ziel, das Geheimnis der Nekromanten zu ergründen...

Aceio holte tief Luft, als er die kleine Gruppe vor sich betrachtete. Unter anderen Umständen wären sie sich wohl an die Kehle gegangen, doch nun saßen Magier und Sine friedlich nebeneinander. Er fuhr sich durch das ergraute Haar, sah kurz zu Gilean Krynn neben sich und räusperte sich, ehe er zu sprechen begann.
"Ihr alle seid meiner und Gilean Krynns Einladung gefolgt. Dafür danke ich euch."
Dabei nickte er den Sine nicht weniger zu als den Magiern.
"Eine Gefahr droht Choma, die wir nicht unterschätzen dürfen. Nalahr, Herrscher der Bélan-Inseln und Anführer der Nekromanten schleust immer wieder Anhänger in die Reihen der Bruderschaft und bei den Magiern ein. Viele ungeklärte Anschläge und Überfälle gehen auf sein Konto, dessen sind wir uns sicher. Leider verschließen viele die Augen vor der drohenden Gefahr. Viele glauben, dass von den Untoten keine Gefahr ausgeht, schließlich hat man sie schon einmal vertrieben und schreiben die Anschläge so auf das Konto der Magier. Doch diesmal ist es anders. Diesmal handelt es sich nicht um einfache Zombies, sondern um gefährliche Gegner, die man in vielen Fällen kaum von Menschen wie euch unterscheiden kann. Sie scheinen selbständig denken und handeln zu können und sind nur sehr schwer zu vernichten. Woher genau sie ihre Macht haben, wissen wir nicht, doch wir müssen es so schnell wie möglich in Erfahrung bringen.“

Nun räusperte sich der zweite Mann, der den Vorsitz der Gruppe hatte. Gilean Krynn nickte den Worten Aceios zu und sah jedem der Zuhörer in die Augen.
„Im Dogan-Reich ist in einer der Höhlen ein uraltes Buch zu finden. Es wird von zwei Wächtern der Bruderschaft streng bewacht und bei Todesstrafe ist es verboten, den Raum zu betreten und es zu lesen. Niemand weiß, was genau darin steht, doch man munkelt, dass es uralte Prophezeiungen und Weissagungen sein sollen. Es ist unmöglich, das Buch von seinem Platz zu entfernen und vermutlich wäre es inzwischen völlig in Vergessenheit geraten, hätte nicht jemand sich vor wenigen Wochen Zugang zu diesem Buch verschafft. Eine Seite ist herausgerissen worden und wir haben allen Grund zur Annahme, dass es im Auftrag Nalahrs geschehen ist. Und wenn es so ist kann es sich bei dieser Seite nur um etwas handeln, was ihm schaden kann. Oder nutzen. Beides Dinge, die vermieden werden sollten! Deswegen müsst ihr so schnell wie möglich zu dieser Höhle aufbrechen und versuchen etwas über den Inhalt des Buches herauszubekommen.“

Er holte einen Brief mit dem Siegel der Bruderschaft hervor und hielt es hoch.
„Mit diesem Brief wird man euch Zugang zu dem Buch gewähren, doch es sollte möglichst niemand erfahren, warum ihr dort seid und was eure Aufgabe ist“, schärfte er ihnen ein.
„Geheimhaltung ist das wichtigste bei dieser Sache", sagte Aceio. Gilean nickte zustimmend und fuhr fort: "Sollte jemand etwas über diese Zusammenarbeit erfahren, ist der Tod noch das glücklichste Schicksal, das uns erwartet!“
Er legte den Umschlag auf ein kleines Tischchen vor sich.
„Wenn ihr keine Fragen mehr habt, solltet ihr aufbrechen. Am Hafen erwartet euch ein Schiff, das euch zum Doganreich bringt. Viel Glück!“

[Ayrina]

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14. April 143. Jahr des Lichtes
Mittags
Rebellenstützpunkt Port Soles
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Narea schwirrte ein wenig der Kopf von all den Informationen, die sie soeben erhalten hatten und sie war sich nicht sicher, ob sie tatsächlich keine Fragen hatte. Einiges davon musste sie erst einmal verarbeiten. Doch sie sah die Chance, endlich Antworten zu finden und vielleicht an der Situation ändern zu können.
Sie sah sich verstohlen um. Niemanden hier kannte sie und die meisten anderen wirkten nicht weniger überrascht und verwirrt wie sie selbst. Sie streckte kurz ihre empathischen Fühler aus, doch als ihr all die unterschwellige Feindseligkeit entgegenschlug, die in diesem Raum herrschte, verschloss sie sich wieder vor den Gefühlen anderer.
Das kann ja heiter werden, dachte sie und unterdrückte ein Seufzen.

[Cassiopeia]

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Toyan Kerim
14. April 143. Jahr des Lichtes
Rebellenstützpunkt Port Soles
Mittags
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Toyan war sich der angespannten Atmosphäre nur zu bewusst. Er saß hier den Menschen gegenüber, die er unter anderen Umständen sofort fest genommen und der Bruderschaft ausgeliefert hätte. Doch anstatt sie zum Tode zu verurteilen, schloss er einen geheimen Pakt mit ihnen, gegen das Wissen des Lichtbringers!
Dieser Gedanke erschütterte ihn doch ziemlich. Andererseits war es eine Möglichkeit, dem scheinbar grundlosen Hass vielleicht endlich ein Ende zu setzen und die Seiten der anderen zu verstehen... zumindest erhoffte er es sich.
Er sah Gilean nachdenklich an, kannte er ihn doch aus der Bruderschaft sehr gut. Nun hatten sie sich erneut an einem Tisch zusammen gefunden, jedoch aus gänzlich anderem Hintergrund.
Neben ihm saß eine junge Frau mit dunklen Haaren und zierlicher Gestalt, offenbar eine Magierin. Würden sie mit einander auskommen? Doch er wusste, sie hatten keine andere Wahl, wenn sie das verwirklichen wollten, weshalb sie heute hier in aller Heimlichkeit zusammen gekommen waren.
Vorsichtig strekte er die Hand nach dem Brief mit dem Siegel der Bruderschaft aus. Ein Siegel, welches ihn schon so lange begeitete und nun etwas gänzlich anderes zu bedeuten schien. War es vorher die Überlegenheit der Lumen Phalerae, so schien es nun ein Siegel für ihre Verschwiegenheit zu sein gegenüber diesem geheimen Abkommen und dem Auftrag, den sie erfüllen sollten.

[Tjeika]

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Shaya Zarin
14. April 143. Jahr des Lichtes, Mittags
Rebellenstützpunkt Port Soles
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Shaya schmunzelte leicht. Sie sollten also im Geheimen agieren.
Nichts leichter als das, dachte sie innerlich lachend.
Dies war doch ganz ein Auftrag nach ihrem Geschmack. Sie hoffte nur, dass keiner der Sine oder der Magier diese Zusammenkunft hier dazu nutzte, seine eigenen Interessen, also dem Mord oder Verrat aneinander, zu vertreten. Und wenn dem doch so sein sollte, so hoffte sie, dass ihre Fähigkeit, die Gedanken anderer Menschen hören zu können, sie rechtzeitig davor warnen würde, so dass sie mit einem ihrer kleinen Lieblinge das Schlimmste verhindern konnte.
Ihr Blick glitt durch den Raum. Es gab hier niemanden, den sie kannte. Das war vielleicht auch besser so, sollte man doch nicht gleich alle seine Talente, für die sie in ihrer Heimat doch schon relativ bekannt war, zumindest unter den Menschen, mit denen sie bisher zu tun hatte und die diese Begegnung überlebt hatten, offenlegen.

[Richard]

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Iyad al Aban
14. April 143. Jahr des Lichtes, Mittags
Rebellenstützpunkt Port Soles
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Eine illustere Gruppe welche sich hier zusammengefunden hatte. Ein Jäger dem man förmlich ansah das er sie am liebsten sofort würde umbringen wollen, sofern ihm nicht die Zeit blieb sie vorher zu foltern und zwei Frauen die beide nicht wirklich so aussahen als hätten sie schon einmal dem Ende des Krieges gegenübergestanden. Und diese Gruppe sollte sich mit einen Nekromanten anlegen der in der Lage war Untote zu schaffen die über weit mehr Willen und Fähigkeiten verfügten als der normale Vertreter ihrer Art.
Iyad strich mit seiner Hand über die kleinen Phiolen von Leben in seiner Tasche. Bald schon würden sich weitere dazugesellen, und er war sehr interessiert an den Möglichkeiten die das Blut von Nekromanten bot.
Aber bis dahin musste er sich bedeckt halten. Vielleicht fand der Jäger ja doch noch zu seiner Bestimmung und kam auf Ideen die seine Mitreisenden betrafen.

Iyad setzte ein lächeln auf und blickte in die Runde. "Nun, vielleicht sollten wir wirklich aufbrechen. Alles klingt so als dränge die Zeit." Er wollte hier raus und in Räumlichkeiten die ihm gehörten. Schon zu lange hatte er nichts mehr aus der anderen Ebene gehört.

[Ayrina]

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Narea
14. April 143. Jahr des Lichtes, Mittags
Rebellenstützpunkt Port Soles
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Narea musterte den Mann, der als erster die Stille nach Aceios Worten unterbrochen hatte. Er wirkte befremdlich und doch hatte er etwas an sich, was sie faszinierte. Er wirkte fast ein wenig entrückt und strahlte eine gewisse Ungeduld aus.
Aber er hatte Recht. Es galt, keine Zeit zu verlieren. So nickte sie und erhob sich.
"Ihr habt Recht. Wir sollten aufbrechen!"
Da der Jäger den Brief eingepackt hatte, gab es nichts mehr zu tun und am Hafen wartete ein Schiff auf sie. Noch einmal warf sie einen kurzen Blick zu dem seltsamen Mann, ehe sie der anderen Frau und dem Jäger zunickte. Die Spannung in der Gruppe war fast greifbar und sie fragte sich, wie diese Zusammenarbeit je funktionieren sollte.

[Tjeika]

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Shaya Zarin
14. April 143. Jahr des Lichtes, Mittags
Rebellenstützpunkt Port Soles
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So sehr es Shaya auch zu vermeiden versuchte, sie konnte es nicht verhindern, dass sie den ein oder anderen Gedankenfetzen zu Ohren bekam - mehr oder minder. Und so konnte sie es auch nicht verhindern, dass sie ungeniert in die Richtung des Mannes blickte, welcher einer wahrlich merkwürdigen Bartmode nachging. Sie konnte es nicht verhindern, ihn anzustarren und ihre Neugierde konnte sie auch nicht unterdrücken, so dass sie nun mehr als nur bewusst wahrnahm, was dieser Mann dachte. Und es erschreckte sie so sehr, dass sie sich eine Hand vor den Mund schlug und erschrocken aufkeuchte, während ihr Blick sich nicht von der finsteren Gestalt lösen konnte.

[Richard]

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Iyad al Aban
14. April 143. Jahr des Lichtes, Mittags
Rebellenstützpunkt Port Soles
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Iyad behielt sein Lächeln bei während eine der Frauen ihn mit einem Anflug von Panik anstarrte. Was hatte sie gesehen das sie so erschreckt hatte? Nun, offensichtlich würden sie eine ganze Zeit lang miteinander reisen, er hatte genügend Zeit es herauszubekommen.
"Vielleicht wäre es von Vorteil wenn wir zuerst das Eis brechen. Mein Name ist Iyad."
Seine Begleiter machten ihm jedoch einiges an Kopfzerbrechen. Wer wusste schon wann sie hinter seine Maskerade blicken würden und ihn beseitigen wollten? Früher oder später würde er Proben ihres selbst brauchen. Und wenn nur um sich zu schützen.

[Ayrina]

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Narea
14. April 143. Jahr des Lichtes, Mittags
Rebellenstützpunkt Port Soles
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Wie eine große Welle war die Panik der anderen Frau zu Narea gebrandet und hatte sie selbst kurz erzittern lassen, ehe sie sich wieder genug konzentrierte, um ihre Gefühle auszublenden. Allerdings hatte sie auch ihren Blick gesehen und der war auf den Mann gerichtet, der sich nun als Iyad vorgestellt hatte und nun lauschte sie doch dessen Gefühlen. Die anfängliche Ungeduld war einer Sorge gewichen und Narea kniff die Augen zusammen und fragte sich erneut, was es mit ihm auf sich hatte.
"Ich bin Narea", erwiderte sie die Vorstellung und fühlte sich seltsamerweise ein wenig wohler, nun, da sie zumindest einen Namen kannte!

[Cassiopeia]

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Toyan Kerim
14. April 143. Jahr des Lichtes, Mittags
Rebellenstützpunkt Port Soles
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Toyan wurde langsamer, als er erkannte, dass die Mitglieder nun wohl begonnen hatten, sich unter einander vorzustellen. Ungeduldig seufzte er leise, sie würden hier nur Aufmerksamkeit erregen! Suchend sah er sich um, für den Moment konnte er niemanden aus der Bruderschaft entdecken, doch das konnte sich jede Sekunde ändern, immerhin war der Hafen sehr belebt.
"Ich möchte ungern stören", sagte er, als er auf die Gruppe zuschritt und mit hastiger Stimme sprach, "doch vielleicht würdet Ihr die Vorstellungsrunde auf das Schiff verlegen? Ich würde mich dem gern anschließen, doch ist es mir hier im Hafen, für aller Augen sichtbar, zugegeben zu unsicher. Dort drüben liegt die Meria, ihr Kapitän erwartet uns und wird uns in zwei Tagen ins Dogan-Reich bringen. Dort können wir uns zusammen setzen, abgeschieden von den Augen anderer." Sein Blick wurde fordernd, er wollte sie aus dem Angriffsfeld haben und so schnell wie möglich unter Deck sein. Dann konnte es weiter gehen.