Journey of destiny - Grenzen der Zeit (HP-FF)

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Cassiopeia
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Re: Journey of destiny - Grenzen der Zeit (HP-FF)

Beitrag von Cassiopeia »

Wie versprochen geht es hier nun weiter - der zweite Teil des Vollmondes steht an ;)
Kapitel 63

Der verlorene Wolf
Sirius bellte laut auf, als Moony mit einem Mal knurrte und davon jagte, direkt auf den Waldrand zu. Panisch warf der schwarze Hund einen Blick zu dem großen Hirschen, welcher sich ebenfalls ins Zeug legte, den rasenden Werwolf einzuholen. Denn dass dieser so los gerannt war, konnte nur eines bedeuten: er hatte die anderen gewittert und wollte diese nun aus seinem Revier vertreiben.

Lily zitterte innerlich vor Angst, als der zähnefletschende Werwolf vor ihnen zum Stehen kam und sie aus seiner rauen Kehle anknurrte. Sie spürte, wie die Pferdeinstinkte die Überhand nehmen wollten, sie wollte fliehen, nur weg von hier und konnte ein Schaben mit einem Huf nicht zurück halten.
Schuldbewusst senkte sie den Kopf, als sie sich daran erinnerte, was James ihr eingebläut hatte – dem Werwolf zu zeigen, dass er über ihnen stand. Sie hatten sich ihm zu beugen und mussten ihm gleichzeitig zeigen, dass sie keine Eindringlinge in seinem Revier waren, sondern dass sie ihm wohl gesinnt waren.
So stand die weiße Stute ganz still da und zwang sich, nicht aufzusehen. Sie hörte den Atem des Werwolfes, fühlte die Gefahr, die von ihm ausging, vielleicht nur ein Blinzeln und er würde –

In der nächsten Sekunde stand ein stolzer Hirsch an ihrer Seite, röhrte laut und präsentierte Moony drohend sein Geweih, versuchte, ihn von der Gruppe abzudrängen.
Auch Sirius stellte sich Moony entgegen, bellte und knurrte, zeigte jedoch noch immer keine Angriffshaltung.
Kurz winselte der Hund, wedelte mit dem Schwanz und bellte kurz darauf erfreut. Verwirrt wich der Werwolf tatsächlich einige Schritte zurück und verstummte.
Er schnüffelte an seinen Freunden, die ihm das Zeichen gaben, dass alles in Ordnung war und wandte sich dann wieder den Neuankömmlingen zu.
Nun war Sirius zur Stelle, trat neben die große Stute und schmiegte sich vertrauensvoll an ihren Lauf.
Zögernd kam Moony näher, sein Nackenfell stellte sich erneut auf. Doch er knurrte nicht, sondern beobachtete Lily ganz genau, studierte sie gerade zu.

Mach jetzt bloß nichts Falsches, betete James in Gedanken, als er beobachtete, wie sich der Werwolf seiner Freundin näherte.
Er selbst ging auf Angriffsposition, um eingreifen zu können. Tatze trat zu ihm und sah ihn an, wedelte mit dem Schwanz als wollte er sagen, es sei alles in Ordnung. Doch der Hirsch hielt den Atem an, als Moony nun ganz nah an Lily heran trat, welche zu einer Statue erstarrt war, den Kopf gesenkt. Nur ein leises Schnauben ihrer Nüstern verriet, wie aufgeregt sie war.

Moony machte einen seltsamen Laut, beschnüffelte die lange Mähne, ihr Ohr, welches zuckte, ihren Hals, der versuchte, ihm auszuweichen.
Aber er blieb still, warf immer wieder Blicke zu Tatze und Krone, die sich bemühten, einen entspannten Eindruck zu machen, auch wenn sie wussten, dass der Werwolf nur schwer zu täuschen war.
Aber worauf es ankam war, wie sie sich den Neuen gegenüber verhielten – und das Verhalten war ihrerseits eindeutig. Sie akzeptierten sie, zeigten, dass sie in dem Rudel willkommen waren.

Lilys Herz raste, alles in ihr schrie immer noch nach Flucht und doch zwang sie sich, stehen zu bleiben und das Zittern, so gut es ihr möglich war, zu unterdrücken.
Sie spürte James, welcher neben ihr stand und sie allein durch seine Anwesenheit beruhigte, mit einem Mal fühlte sie sich sicherer.

Plötzlich wandte der Werwolf sich ab, gab ein leises Fiepen von sich und sah noch einmal zu seinen Freunden, welche noch immer einträchtig mit den vier anderen Tieren gemeinsam vor ihm standen.
Somit entschied Moony, dass es Zeit war, sich von der Stute abzuwenden und die Wildkatze, welche zu deren Füßen am Boden kauerte, unter die Lupe zu nehmen.

Kaum mehr als ein dunkler Schatten im Gras lag sie dort, den Schwanz zwischen die Beine geklemmt, die Ohren angelegt, als die große Schnauze näher kam, tat weiter jedoch nichts. Ein kurzer Stupser mit der Kralle, ein Miauen, dann ein Bellen seitens Sirius und ein drohendes Stampfen seitens James, während der Phönix ein warnendes Trillern von sich gab und kurz mit den Flügeln schlug, sich dann jedoch wieder beruhigte.
Der Werwolf sah überrascht auf, erkannte die Reaktion seiner Freunde und trat einen Schritt zurück.
Nun war Wurmschwanz zur Stelle, die Ratte näherte sich vertrauensvoll der Wildkatze, kletterte an ihr empor und saß schließlich auf ihrem Rücken. Wäre die Szene nicht so ernst gewesen, man hätte sie als komisch umschreiben können, doch nun warteten alle angespannt, ob der Werwolf diesen Freundschaftsbeweis zwischen Ratte und Katze – in der Natur Freund und Feind – anerkennen würde. Dieser schnüffelte erneut und senkte kurz den Kopf, als er Wurmschwanz kurz mit seiner Schnauze antippte und sich zur Erleichterung aller wieder abwandte.

Innerlich atmeten alle in diesem Moment erleichtert auf, als Moony sich von Ginny entfernte, eine falsche Reaktion und die Situation wäre eskaliert.
Somit aber war Ginny und Lily fürs Erste der Aufenthalt in seinem Revier erlaubt, beide meinten das Blut in ihren Ohren rauschen hören zu können. Doch sie erlaubten sich keine Entspannung, erst, wenn die komplette Aufnahmeprozedur überstanden war und sie mit den anderen gemeinsam durch den Wald streiften, würden sie sich eine Verschnaufpause gönnen.

Beccys Augen wurden groß, als sie erkannte, dass sie nun an der Reihe war. Schon lange hatte sie sich zusammen reißen müssen, nicht hektisch mit dem Flügeln zu schlagen, vielleicht sogar die Flucht in die Luft zu ergreifen, sondern einfach hocken zu bleiben und abzuwarten.

Verwirrt blieb Moony stehen, er spürte die Blicke seiner Freunde gerade zu, doch es kümmerte ihn nicht. Etwas an diesem Vogel war anders als bei der Stute und der Wildkatze. Er schnüffelte, berührte mit seiner kalten Nase die Federn, der Vogel zuckte – doch er blieb sitzen. Verwirrt stupste er den Bussard an, der sich jedoch duckte und den Kopf so gut es ging gesenkt hielt – der Werwolf kannte dieses Zeichen.
Noch einmal betrachtete er die schwarzen Kopffedern, sog den seltsam vertrauten Geruch ein – und leckte ihr mit seiner rauen Zunge über den Kopf.

Erneut sah er zu seinen Freunden, doch ihr Verhalten hatte sich nicht geändert, sie schienen die vier zu kennen, sogar zu mögen. Somit blieb nur noch einer übrig – der anmutige Phönix, welcher auf einem Baumstumpf saß und etwas nervös trippelte. Er gurrte leise, es beruhigte den Werwolf seltsamer Weise.
Vorsichtig trat er näher, etwas Magisches ging von diesem Geschöpf aus. Immer wieder schien der Jäger der Nacht zurück zu weichen, bis er kurz fiepte und sich auf die Seite seiner Freunde stellte, als suche er Schutz bei ihnen.

Erstaunt beobachteten die anderen Animagi das Schauspiel und wären sie Menschen gewesen, hätten sie über die Reaktion des Werwolfes sicherlich geschmunzelt. So freuten sie sich, dass alles gut ausgegangen war und machten sich bereit, die Nacht gemeinsam zu verbringen.

Moony gab das Startzeichen, heulte kurz auf und suchte sich dann seinen Weg zwischen die Bäume, der Hund, die Ratte, die Katze, die Stute und schließlich der Hirsch, folgten ihm. Ein Bussard und ein Phönix erhoben sich in die Luft und erkundeten den Wald von oberhalb der Baumwipfel.

Eine Weile erkannten Beccy und Harry aus der Luft nur Schatten, die zwischen den Bäumen blitzten, vom fahlen Mondlicht beschienen. Weiter vorne sahen sie eine Lichtung und beschlossen, dort auf ihre Freunde zu warten. Sie schlugen ein paar Mal kräftig mit den Flügeln und gingen dann in einen Sinkflug über. Neben einander warteten sie auf einem mittel hohen Ast und hielten Ausschau nach den sechs Tieren.

Plötzlich hörten sie Hufgetrappel neben sich, wie es nur von Pferden kommen konnte. Verwundert drehten sie sich um, hatten sie ihre Freunde etwa verpasst?
Doch dann sahen sie eine Herde Zentauren, welche bewaffnet mit Pfeil und Bogen zwischen den Bäumen hindurch jagten. Einige drehten sich im Lauf immer wieder um und schossen Pfeile ab – anscheinend flüchteten sie und versuchten verzweifelt letzte Verteidigungsmaßnahmen.
Interessiert sahen Harry und Beccy auf, es war jedoch schwierig so niedrig zu fliegen zwischen den Ästen, so blieben sie auf ihrem Ast sitzen und beobachteten das Geschehen.

Plötzlich stand einer der Zentauren vor ihnen und als dessen Blick auf den Phönix fiel, verbeugte er sich.

Harry war verwirrt, zu gern hätte er in Menschensprache mit dem Zentaur gesprochen, doch alles, was er heraus brachte war ein Trillern. Es sollte aufmunternd klingen und tatsächlich hob der Zentaur im nächsten Augenblick den Kopf.

„Haltet ihn auf!“, sagte dieser plötzlich in panischem Ton und deutete hektisch in die Richtung, aus welcher er gekommen war, schabte unruhig mit dem Vorderhuf. „Ihr müsst etwas tun, bitte, haltet ihn auf! Da ist Böses am Werk, unsere Pfeile prallen einfach ab!“

Verwirrt neigte Harry den Kopf, Beccy hingegen schwang sich in die Lüfte und versuchte auszumachen, was der Pferdemensch meinte.

Ehe Harry sich überlegen konnte, was er selbst tun würde, hatte sich der Zentaur hektisch umgewandt und stob davon. Ratlos blieb der Phönix auf dem Ast sitzen und wartete, dass der Bussard und auch seine anderen Freunde auftauchen würden.

Beccy schwebte dicht unter den Baumwipfeln entlang, es war schwierig als Vogel der freien Luft die Äste im Auge zu behalten. Aber sie schaffte es und nach wenigen Minuten Flug hatte sie ihr Ziel erreicht.
Panisch schlug sie hektisch mit den Flügeln, stieß einen schrillen Schrei aus und machte kehrt, sie musste die anderen warnen!
Doch als sie im Sturzflug auf Harry zuhielt, wurde ihr erschreckender Weise bewusst, dass sie ja nun alle Tiere waren – und Tiere konnten nicht sprechen. Nicht mit Worten. Und das war genau das, was sie jetzt brauchte.

Harry bemerkte, dass der Bussard sehr aufgeregt war, jedoch konnte er nicht ausmachen, warum dem so war. So versuchte er sie mit leisem Trillern zu beruhigen und einträchtig warteten sie auf ihre Freunde.
Sie konnten nicht wissen, dass sie vergeblich warteten, denn ihre Freunde hatten einen anderen Weg eingeschlagen.
Immer wieder sah Beccy sich unruhig um, bis es auf einmal hinter ihnen knackte, ein Knurren erklang.

Harry fuhr herum in der Annahme, es sei Moony, welcher bereits vergessen hatte, dass er sie zuvor noch in sein Rudel aufgenommen hatte.
In der nächsten Sekunde wusste Harry, wieso der Bussard so aufgeregt gewesen war. Vor ihnen stand ein Werwolf. Und es war nicht Moony.

Erschreckt schossen beide Vögel in die Höhe, der Werwolf heulte ihnen hinterher, es kümmerte sie nicht. Sie erhoben sich über die Baumwipfel hinaus und machten sich auf den Rückweg, um ihre Freunde wieder zu finden.

Mit klopfendem Herzen und schlagenden Schwingen suchten sie den Wald ab – bis sie, eher zufällig, im Mondlicht weißes Fell glänzen sahen. Als sie näher flogen, erkannten sie Lily und da waren auch die anderen, welche sich von einem anscheinend sehr anstrengenden Rennen erholten. Sie alle lagen auf einer Lichtung verstreut und sahen verwundert und erfreut auf, als die beiden Vögel sich zu ihnen gesellten.
Moony war überraschender Weise der erste, der sie begrüßte, stupste sie freundlich mit der Nasenspitze an und fand dann mehr Gefallen daran, an der nächsten Tanne seine Krallen zu wetzen.

Nach einander kamen die anderen Animagi zu ihnen, als wollten sie fragen, wo sie gewesen waren. So begrüßten sie die beiden nur mit einem kurzen Stupser ihrer Nase oder schmiegten ihren Kopf an ihre Federn, ehe sie sich wieder zurück zogen.

Immer wieder sahen Harry und Beccy in die Richtung, aus welcher sie gekommen waren, fragten sich, was es mit dem zweiten Werwolf auf sich hatte. Was hatte der Zentaur gesagt? Ihre Pfeile prallten einfach an ihm ab? Das klang nach einem dunklen Schildzauber – hatte Voldemort hier seine Finger im Spiel? Harry musste sich eingestehen, dass er nicht sehr viel über die Allianzen aus dieser Zeit wusste. Waren die Werwölfe Voldemort auch in dem ersten Krieg gefolgt?

Sirius stand plötzlich auf, wedelte mit dem Schwanz und verschwand zwischen den Bäumen. Kurze Zeit später hörte Harry ein Platschen – und mit einem Mal war ihm klar, wieso die Freunde und der Werwolf einen anderen Weg eingeschlagen hatten – Werwölfe mieden das Wasser. Nicht mehr als ein Bach zog sich zwischen den Bäumen dahin, doch aus der Luft hatten Harry und Beccy diesen übersehen, da er unter den Baumkronen versteckt war. Dieser Bach war Moonys Grenze, die er nicht überschreiten würde.
Würde das den zweiten Werwolf ebenfalls aufhalten?
Woher kam dieser überhaupt, war er vielleicht jedes Mal hier, nur weilten dieser und Moony auf zwei getrennte Seiten des Waldes?

Harry hoffte es und wandte sich wieder seinen Freunden zu, welche unbekümmert auf der Lichtung weilten. Ginny und Tatze spielten Fangen, wobei Ginny natürlich die Krallen eingezogen ließ. Der Werwolf rieb sich an einem Baumstamm, während Wurmschwanz alles von einem Baumstupf aus beobachtete.
Am Rande standen Lily und Krone und schmiegten ihre Körper an einander, genießerisch hatte die Stute die Augen geschlossen und lehnte sich vertrauensvoll an den großen Hirsch. Ein Bild, welches Harry niemals vergessen würde, soviel Vertrauen, Liebe, Schutz und Stärke strahlte es aus. Geborgenheit.

Sein Blick glitt zu der Wildkatze mit dem rötlichen Fell, welche nun hinter dem großen, schwarzen Hund herhetzte, laut miaute und versuchte, ihn einzuholen. Tatze bellte vergnügt und wedelte frecher Weise sogar noch mit dem Schwanz.

Auch Beccy saß auf dem Ast und beobachtete die Gruppe, doch ihr Blick galt dem einsamen Werwolf, der sich kaum um seine Freunde zu kümmern schien. Aber ihr war aufgefallen, wie freudig er sie und Harry begrüßt hatte und wusste nun, dass es kein Desinteresse war, welches Moony zeigte – es war Vertrauen. Vertrauen, dass sie ihm in dieser Nacht bei standen, dass sie ihn bei sich duldeten – und er sie bei sich.

In der Sekunde hörten, vielmehr, spürten sie etwas.
Die Erde bebte.
Kurz darauf rannte eine Herde Einhörer an ihnen vorbei, sprang elegant über den Bach und verwand am anderen Ufer wieder zwischen den Bäumen. Es waren einige Tiere gewesen und sie allesamt hatten einen sehr gehetzten Anblick geboten.

Wie erstarrt blickten die acht Freunde noch eine Weile auf die Stelle, an welcher die anmutigen Tiere mit dem stolzen Horn auf der Stirn verschwunden waren. Normalerweise waren Einhörner friedliebende, freundliche, wenn auch sehr scheue Kreaturen, die sehr zurück gezogen lebten. Noch nie hatte einer von ihnen eine ganze Herde auf einmal gesehen – vor allem hatten sie noch nie davon gehört, dass ein Einhorn durch einen Wald hetzte.

Irgend etwas war hier im Gange, das wurde nun auch den anderen klar. Unruhig trippelten Harry und Beccy mit ihren Füßen. Schlugen mit den Flügeln, wie gern würden sie die anderen warnen!
Doch sie konnten es nicht, mussten hilflos abwarten, was weiter geschehen würde. Konnten nur hoffen, dass der Bach wirklich eine Grenze war, genug, um einen anscheinend wild gewordenen Werwolf aufzuhalten.
Irgendwie bezweifelte Harry dies.

Mit einem Mal wurde Moony sehr still und spitzte die Ohren. Jenseits der Bäume des Baches erklang ein Heulen. Das Heulen eines Werwolfes. Zwar hatte Moony noch nie einen anderen Werwolf getroffen, aber er wusste, dass dies dort ein weiblicher Werwolf war – und dass sie ihn rief.

Schon hatte er die Ohren angelegt und unter lautem Gebelle Tatzes, der ihn zu bitten schien, dem nicht nach zu geben, antwortete Moony, heiser und dunkel.
Wie erstarrt blickten die Animagi zwischen der Dunkelheit der Bäume und dem Werwolf in ihrer Mitte hin und her. Sie wussten nicht, was sie tun sollten, mussten auf dessen Reaktion eingehen, wie auch immer diese aussehen würde.

Sie wurden unruhig, Ginny fauchte, Lily wieherte und stieg, Tatze knurrte und Krone schnaubte, der Bussard schrie.
Wieder ein Heulen, etwas näher dieses Mal. Wieder antwortete Moony.
Angespannt beobachteten die Freunde das Schauspiel.

Da wurde es Beccy zu viel, sie erhob sich in die Luft und flog hinüber auf die andere Seite des Baches. Zwischen den Bäumen bewegte sich ein Schatten – doch als sie den Werwolf erblickte, hätte sie beinahe vergessen zu schlagen.
Dieses Tier war umgeben von Magie. Wie ein dunkelblauer Schutzwall pulsierte es um ihn herum und Beccy wusste, hier war jeder Angriffsversuch zwecklos. Nun wurde auch deutlich, wieso die scharfen Pfeile der Zentauren an diesem Schild abgeprallt waren – das war pure dunkle Magie.

Verzweifelt flog sie zurück und versuchte, Remus auf sich aufmerksam zu machen – wie konnte sie ihn zurück halten? Ein drittes Heulen erfolgte, alarmiert sprangen die Tiere auf, als Moony sich wie hypnotisiert in Bewegung setzte um zum Bach zu gelangen.

Hund, Hirsch und Stute stellten sich ihm in den Weg, doch Moony stieß sie grob zur Seite, hinterließ Kratzer in ihren Flanken, er wollte zu diesem weiblichen Werwolf!
Immer wieder versuchten die Freunde, Moony zurück zu drängen, doch dessen Blick war auf die Gestalt auf der anderen Seite des rinnenden Wassers geheftet, alles andere hatte er ausgeblendet.

Sie alle schrien den Werwolf in Gedanken an, ihr nicht zu folgen. Doch in der nächsten Sekunde tat Moony das Unfassbare – er sprang. Mit einem Satz war er auf der anderen Seite und begrüßte zurückhaltend, aber freudig gesinnt, die Werwölfin, welche ihn sehnsuchtsvoll zu erwarten schien.
Schnell hatte Wurmschwanz sich in Tatzes Fell gekrallt und im nächsten Moment begann eine Art umgekehrte Verfolgungsjagd, bei welcher zwei Werwölfe flohen und eine Schar bunt zusammen gewürfelter Tiere sie verfolgte.

Harry und Beccy stiegen in die Luft und versuchten, den Weg der beiden von oben zu verfolgen. Erschreckt erkannten sie, dass sie nicht mehr viel Wald vor sich hatten – und dahinter war freies Land. Dann würden sie die Werwölfe nicht mehr einholen können.

Verzweifelt schrie Beccy, als auch sie dies erkannte, schlug wild um sich. Sie wollte, musste etwas tun, jedoch hatte sie gegen den fremden Werwolf keinerlei Chance – sollte sie Remus angreifen? Dieser schien seine Freunde nun nicht länger zu kennen und womöglich würde dann ein Prankenschlag des zweiten Werwolfes ausreichen, ihren Körper zu zerschmettern.

Doch das war ihr gleich. Sie durfte ihren Freund nicht verlieren, es machte sie rasend vor Angst und Wut.
Ihr Herz zerriss, als sie sich, kaum hatte die Gruppe den Waldrand erreicht, zusammen kauerte und im Sturzflug auf ihren Freund zuschoss.
Panisch schrien die anderen Animagi auf, als sie erkannten, was vor sich ging, doch ehe sie eingreifen konnten, hatte Beccy Moony bereits erreicht und kratzte ihn an den Schultern, pickte warnend – jedoch nicht schmerzend – auf seine Vorderläufe ein, tat alles, um ihn zurück zu halten.

Moony heulte auf, schlug um sich, versuchte, den Bussard los zu werden. Beccy spürte, wie sie nur knapp einer Kralle entging, einige Federn wurden ihr ausgerissen; sie spürte den Schmerz nicht.
Dann traf sie ein Hieb, etwas Heißes durchzuckte sie, einer ihrer Flügel brach mit einem hohlen Knacken, sie stürzte zu Boden. Hilflos schrie sie erneut, schrie Moony an, er durfte nicht gehen, durfte sie nicht verlassen!

Doch Moony ging. Ohne sich noch einmal nach seinen Freunden umzusehen, jagte er der jungen Werwölfin hinter her, wissend, dass sie ihm nun auf dem freien Land nicht mehr folgen konnten.
Selbst Harry verlor ihre Spur, als sie in hügeliges Gelände kamen und in den Schatten untertauchten.

Verzweifelt stieß er traurige Laute aus, ehe er zu seinen Freunden zurück kehrte, welche sich bereits zurück verwandelt hatten. In ihrer Mitte saß eine weinende Beccy, den Arm an den Körper gepresst, hilflos schluchzend.
Seltsame Leere erfüllte sie, als sie auf den Waldrand starrten, hinter welchem Moony verschwunden war. Es gab nun keinen Grund, länger als Tier herum zu laufen, als Menschen sahen sie dem verlorenen Werwolf nach, einsame Tränen rollten über Beccys Wangen, wurden vom weichen Waldboden verschluckt.

Sie wussten nicht, wie lange sie so da standen und versuchten zu begreifen, was geschehen war. Ihr Verstand weigerte sich, es zu glauben, stumm und starr blickten sie noch immer in die Dunkelheit, schweigend. Bis Schritte hinter ihnen erklangen, halbherzig drehten James und Sirius sich um, die Gesichter zu versteinerten Masken verzerrt.

„Was tut ihr hier?“, fragte der Zentaur streng, Harry erkannte ihn als denjenigen wieder, welcher sie zuvor angefleht hatte, den Werwolf zu vertreiben. Er schluckte.

„Wir… wir haben eben unseren Freund verloren“, sagte Sirius sehr leise und senkte den Blick, die Augen den Zentauren wurden groß.

„Dann seid ihr die Freunde des Werwolfes, welcher sich einmal im Monat in diesen Wäldern verwandelt? Ihr seid Animagi?“, fragte er verdutzt, sie alle nickten.

Es war eine Weile still, dann sprach der Zentaur weiter. „Ich finde es sehr ehrenwert von euch, eurem Freund in dieser Vollen Nacht beizustehen. Das zeugt von wahrem Mut und Loyalität, euer Freund kann sich sehr glücklich schätzen, euch zu haben. Es betrübt mich zu hören, dass er dem Feind gefolgt ist – dürfen wir euch als Trost anbieten, euch zum Schloss zurück zu tragen? Ihr seht sehr müde aus, ihr seid verletzt. Ihr solltet jetzt nicht allein durch den Wald wandern, junge Animagi.“

Erst da sahen die Freunde auf und sahen sich an – wer von ihnen war verletzt? Da erst wurde ihnen das Ausmaß des vorherigen Chaos bewusst. An Lilys Seite sickerte Blut hervor, Beccys Arm war augenscheinlich gebrochen, auch James hatte einen tiefen Kratzer an der Schulter ab bekommen.

Mit einem Mal spürten sie eine nie gekannte Müdigkeit, das Adrenalin forderte nun seinen Tribut. Ohne noch ein Wort zu sagen, stiegen sie vorsichtig auf die Rücken von sieben Zentauren, welche sie sicheren Schrittes zurück nach Hogwarts bringen würden.

Keiner sagte ein Wort, der Schreck saßen ihnen noch zu tief. Auch Beccy war verstummt, sie weinte nicht länger, sondern starrte, wie die anderen, mit ausdruckslosem Gesicht vor sich hin; die Schmerzen in ihrem Arm spürte sie kaum. Alles, was sie wusste, war, dass Remus fort war und niemand wusste, wohin.
Würde er jemals wieder kommen?

„Hier ist unsere Grenze“, sagte der Anführer der Zentauren auf einmal, sanft wurden sie zu Boden gelassen. Kraftlos stiegen sie von den Rücken der Pferdemenschen, brachten einen geflüsterten Dank über die Lippen, ehe sie sich umsahen. Sie waren nicht unweit der Peitschenden Weide, dort, wo ihre Tarnumhänge lagen.

Schnell holte Peter diese und erschöpft und verzweifelt machten sie sich auf den Rückweg zum Schloss. Doch die Umhänge steckten sie ungeachtet in ihre Taschen, sollte sie doch jemand sehen, es war ihnen gleich.
Unbewusst hatten sie alle die Hand ihres Nachbarn ergriffen, bildeten so eine Kette, die einander Halt gab. So erreichten sie nach endlosen Schritten, welche für sie keine Bedeutung hatten, das Portal. Durchschritten dieses und wie durch ein Wunder setzten sie ihren Weg unbemerkt durch die steinernen Gänge fort – Gänge, die so leblos und kalt waren wie ihre Herzen.

Irgendjemand murmelte das Passwort und wenige Augenblicke später standen sie sich im Gemeinschaftsraum gegenüber und sahen sich einfach nur an.
Es gab keine Worte in dieser Situation. So gingen sie nach einander die Treppe zu dem Jungenschlafsaal empor und versuchten mit aller Macht, die drohende Erkenntnis fern zu halten. Sie fühlten nichts und schrien gleichzeitig auf vor seelischer Pein.
Mit einem Mal sank Beccy mit einem Wimmern in sich zusammen und keuchte, als sie sich den gebrochenen Arm hielt, dessen Schmerz sie plötzlich wie ein Blitz durchzuckte.

Auch bei den anderen schienen die Schmerzsignale nun im Gehirn angekommen zu sein und so machten sich Beccy, Lily und James auf den Weg in den Krankenflügel, um Madam Pomfrey mitten in der Nacht aus dem Bett zu holen. Wie sie ihr ihre Verletzungen erklären sollten, wussten sie selbst noch nicht. So betraten sie schweigend den Krankenflügel, beantworteten keine der besorgten Fragen, welche die aufgelöste Medihexe ihnen stellte und ließen sich behandeln.
Gewissenhaft heilte Madam Pomfrey Beccys Arm, wandte sich dann Lilys blutender Seite zu und verschloss zuletzt James’ Kratzer magisch.
Die drei nickten nur matt, erhoben sich mit leerem Blick und schlurften zurück in den Gryffindorturm, ohne den Weg bewusst wahr zu nehmen. Vor ihrem inneren Auge sahen sie nur Moony, welcher über den Graben sprang und schließlich der jungen Werwölfin folgte, irgendwo zwischen den Hügeln verschwand.

Mit hängenden Köpfen gingen sie in den Schlafsaal der Jungen, machten sich Bettfertig und kuschelten sich in die Kissen, klammerten sich an ihre Partner.
Nur Beccy schlief einsam und allein in Remus’ Bett, ihre Tränen benetzten sein Kissen, während sie in einen unruhigen Dämmerschlaf hinüber glitt.
Die Wirklichkeit ist nur etwas für Menschen, die mit Büchern nichts anfangen können.
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Cassiopeia
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Re: Journey of destiny - Grenzen der Zeit (HP-FF)

Beitrag von Cassiopeia »

Kapitel 64

Vermisst
Remus stöhnte. Er hasste das Aufwachen nach dem Vollmond, die schmerzhafte Rückbildung des Skelettes, die Umstrukturierung der Organe. Er presste die Augen zusammen und keuchte – dann war es geschafft. Er war wieder ein Mensch, die Nacht war überstanden.

Es war still um ihn herum, die anderen waren sicher schon ins Schloss gegangen, schliefen hoffentlich. Er betete, dass er niemandem etwas getan hatte, ein schwerer Klumpen wuchs in seinem Magen, als er wie aus dem Nichts Beccy schreien hörte, sie hielt sich den Arm, der gebrochen war –

Keine Sekunde später war es bereits vorbei, hektisch atmend schlug Remus die Augen auf. Doch als er seine Umgebung erkannte – besser gesagt, nicht erkannte – erstarrte er.
Wo, bei Merlins Bart, war er hier? Dies war augenscheinlich nicht die Heulende Hütte!
Mit fliegenden Augen scannte er seine Umgebung. Er befand sich in einem fensterlosen Raum, die Wände waren feucht und rochen nach Moder.

Die verzweifelte Hoffnung keimte in ihm auf, dass er nur in den Slytherinkerkern fest saß, als Rache für Die Muggelfreunde, verwarf den Gedanken jedoch sehr schnell wieder. Das war absurd.
Panisch versuchte er sich zu erinnern, was letzte Nacht geschehen war, doch es wollte ihm einfach nicht einfallen, wie ein schwarzes Loch klaffte die Vollmondnacht in seinen Erinnerungen. Wo war er, wie war er hier her gekommen – und mit wem? Wo waren seine Freunde?

Erst jetzt wurde Remus seine Position bewusst: er saß gefesselt auf einem Stuhl. Er fragte sich gerade, weshalb ihm dieser Umstand erst jetzt auffiel, als eine Tür quietschend geöffnet wurde und eine fremde Frau herein blickte.

„Ah, unser Wölfchen ist aufgewacht“, erkannte sie mit zuckersüßer Stimme, rief etwas in den Gang hinein, was Remus nicht verstand, schloss die Tür und trat schließlich näher.

* * *

Die Nacht war unruhig gewesen im Schlafsaal der Siebtklässler von Gryffindor. Geschlafen hatte niemand wirklich, dafür waren sie zu aufgewühlt. Besonders Beccy hatte immer nur kurz die Augen geschlossen halten können, da sie, wenn sie zu waren, immer die Bilder von Remus’ Flucht vor sich sah. Wie ihr Remus einem anderen Werwolf hinterher lief und sie machtlos war, ihn nicht zurückhalten konnte.

Die Sonne ging gerade über den Baumwipfeln des Verbotenen Waldes auf, als sie es in Remus’ Bett nicht mehr aushielt und aufstand. Auch in den anderen Betten regten sich darauf hin die anderen und sahen sie fragend an.

„Ich werde jetzt zu Dumbledore gehen, dass hätten wir schon letzte Nacht tun sollen“, sagte sie entschlossen und ging ins Badezimmer um sich kurz frisch zu machen. Kleidung musste sie nicht erst aus ihrem Schlafsaal holen, da sowohl sie, als auch Lily und Ginny einen kleinen Teil ihrer Garderobe bereits in den Schränken ihrer Freunde verstaut hatten. Schließlich schliefen sie fast ausschließlich in diesem Schlafsaal.

Fertig angezogen kam sie aus dem Badezimmer und war erstaunt, dass James schon fertig angezogen im Schlafsaal stand und auf sie zu warten schien. Fragend sah die Irin den Schwarzhaarigen an. Er hatte dunkle Augenringe und sah nicht viel besser aus als sie sich fühlte.

„Meinst du, ich lasse dich alleine gehen?“ wollte er wissen und sah sie beinahe tadelnd an, wie sie auf den Gedanken hatte kommen können. „Vergiss es!“ Damit drehte James sich um und verließ den Schlafsaal. Beccy folgte ihm schnell und war froh, dass sie das nicht alleine tun musste, da sie nicht wusste, ob sie überhaupt ein Wort über ihre Lippen brachte. Außerdem war sie froh, dass es James war, der sie begleitete, kannten sie sich doch schon, seit sie noch Windeln an ihren Hintern getragen hatten.

Nach einander kletterten sie aus dem Portraitloch und gingen schweigend zu Dumbledores Büro. Das Schloss wirkte auf einmal sehr viel größer und kälter, so leer ohne Schüler. Ohne Remus.

Beccy schluckte und beeilte sich mit dem Schulsprecher Schritt zu halten. Er warf ihr einen fragenden und beruhigenden Blick über die Schulter zu und streckte ihr seine Hand entgegen. Sie lächelte dankbar und ergriff die seine, es war lange her, dass sie so neben einander gegangen waren. Kannten sie sich doch seit ihrer Geburt, waren wir Geschwister aufgewachsen. Jeder von ihnen hatten nicht nur eine Familie, sondern zwei. Beccy war sowohl bei ihren Eltern zu Hause, wie auch auf Potter Manor, genau wie James bei seinen Eltern zu Hause war und auf O’Conner Croft. Er war immer da, war ihr Beschützer und der große Bruder, den sich jedes Mädchen wünscht.

Auch nun wo sein bester Freund im Dunkel der Nacht verschwunden war und niemand wusste, was aus ihm werden würde, war er für sie da und gab ihr Halt. Ohne zu fragen, einfach so.
Beccy war unendlich dankbar dafür, so einen Menschen zum Freund zu haben, der sie mit seiner Stärker schützte und sie auffing wenn sie fiel, sie aber dabei nicht erdrückte.

Sie bemerkte erst, dass sie bereits an dem Wasserspeier vorbei gegangen waren, als die Stufen unter ihr sich bewegten und sie wenige Augenblicke später vor der Tür des Schulleiters standen.

James klopfte drei Mal. „Professor Dumbledore, sind Sie da?“

Von innen erklang ein freundliches aber auch verwundertes „Herein?“ und Beccy und James traten ein.

„Einen guten Morgen wünsche ich euch. Habt ihr die Nacht gut überstanden?“ strahlte er sie an, doch sein Lächeln verging, als er in die müden und besorgten Gesichter seiner Besucher sah.
„Ist etwas passiert?“ Nun sah der eben noch so gut gelaunte und freudige Mann mit einem Mal sehr ernst drein. Das Funkeln aus seinen blauen Augen war verschwunden.

„Professor“, krächzte James und räusperte sich, Beccys Schultern zitterten. Fest umklammerte sie James’ Hand, welche sie nicht los gelassen hatte.

„Letzte Nacht, es war… wir waren das erste Mal alle zusammen draußen, wir alle acht und da – “

„Hat Remus jemanden verletzt?“, fragte Dumbledore besorgt, unruhig war er aufgestanden und um seinen Schreibtisch herum gekommen, stand nun direkt vor ihnen und musterte sie aus wachsamen Augen.

„Nein, Sir“, sagte James schnell. „Aber es gab… gab noch einen We – “

In dem Moment flog die Tür beinahe auf und Madam Pomfrey stürmte ins Zimmer des Direktors.

„Albus! Der Junge, Remus Lupin, er – er ist nicht da!“, keuchte sie nach Luft schnappend und sah ihn ängstlich an.

Das war zuviel für Beccy gewesen. Zum ersten Mal wurde es ausgesprochen, dass Remus fort war. Sie wusste es zwar, aber es zu hören, zeigte ihr die ganze Tragweite dessen, was in der letzten Nacht passiert war. Schluchzend vergrub sie ihren Kopf an James Brust, der sie sofort tröstend umarmte und versuchte, das aufgebrachte Mädchen zu beruhigen, auch wenn er wusste, dass dies wohl ein sinnloses Unterfangen war.

Fest krallte sich die Irin in den Pullover ihres Freundes und ließ ihren Tränen freien Lauf. Es war ihr egal, dass sie dabei von der Heilerin und dem Schulleiter beobachtet wurde. Sie wollte nur eines: ihren Freund wieder haben und das so schnell wie möglich. Aber dafür musste der Schulleiter erst einmal wissen, was passiert war. Sie hoffte, dass James weiter erzählen würde, denn sie fühlte sich außerstande dazu.

Dumbledores Augen wurden groß, entsetzt und erschreckt sah er die beiden Schüler und die Krankenhexe an. „Wie bitte?“ Er blinzelte und sah James nun eindringlich an doch es war Madam Pomfrey, die erneut das Wort ergriff.

„Die Hütte war verlassen, als ich dort ankam, keine Spur von ihm. Albus, wenn ihm etwas passiert ist, wenn er – “

„Vielleicht wäre es besser, wenn Sie unsere Väter holen“, sagte James mit trockener Kehle. Er hielt dem darauf folgendem Blick nicht lange stand und senkte den Kopf.

Der Direktor ließ dies jedoch unkommentiert und ging hinüber zum Kamin. Schweigend beobachteten die beiden Schüler, wie er zuerst Patrick und dann Liam zu sich rief. Irritiert gaben die beiden Auroren zurück, dass sie in wenigen Minuten bei ihnen wären, Dumbledore nickte.

Noch immer sagte keiner etwas, angespannt warteten sie auf die beiden Männer. Schließlich traten sie beinahe gleichzeitig aus dem Kamin und sahen sich erschrocken um.

„Beccy, James, was macht ihr – was ist passiert?“, fragte Patrick und sah seine Tochter und sein Patenkind sorgenvoll an. Ein dumpfes Gefühl machte sich in seinem Magen breit und seine Aurorensinne sagten ihm, dass etwas passiert sein musste.

Mit Tränen in den Augen stürzte Beccy auf ihren Vater zu, warf sich in seine Arme und schluchzte leise aber für alle verstehbar: „Er ist fort! Ist ihr einfach gefolgt ohne sich noch einmal umzudrehen. Wir konnten… konnten nichts tun, Dad.“

Hilflos hielt Patrick seine zitternde Tochter im Arm. Er war blass geworden und sah Liam und dann der Reihe nach James und Dumbledore und schließlich die Krankenhexe an.

Der Schulleiter wandte sich an die Krankenhexe. „Poppy, ich bitte Sie unten Wache zu halten falls er kommt, ich sage Ihnen bescheid, wenn ich etwas Neues weiß.“ Keine Bitte sondern eine Anordnung, der sich die Krankenhexe fügte, auch wenn sie ahnte, dass dies nicht der wahre Grund war, warum man sie fortschickte.
Aber sie akzeptierte es und verließ das Büro des Schulleiters, um sich auf den Weg in die Krankenstation zu machen und zu hoffen, dass Remus Lupin vielleicht doch wieder kehren würde.

Kaum war die Tür hinter Madam Pomfrey geschlossen, waren aller Augen auf James gerichtet, da Beccy nicht in der Lage war zu sprechen.

„James, was ist passiert letzte Nacht? So detailliert wie möglich“ sagte Liam und sah seinen Sohn ernst an. James wusste, er stand nun dem Auror Liam Potter gegenüber, der jede Information brauchte um handeln zu können.

Er holte tief Luft und schluckte, versuchte seine Stimme wieder zu finden. Die Erinnerungen an letzte Nacht waren so klar vor seinen Augen und doch schienen sie wie in einem Nebel, es schien ihm schwer in Worte zu fassen, was er gesehen hatte.

So erklärte er mit kurzen, knappen Worten das Geschehen der letzten Nacht. Wie sie zu acht im Wald den Werwolf begleitet hatten, wie dieser auf die Neuen des Rudels reagiert hatte und schließlich, wie Moony dem fremden Werwolf gefolgt war und sie ihn nicht mehr hatten einholen können.

Die drei Männer wurden blass bei diesen Worten. „Albus, du informierst den Orden, wir werden ins Ministerium gehen und dort eine Einheit Auroren zusammenstellen, die den Wald durchkämmen“, sagte Liam und man hörte in seiner Stimme, dass er keine Widerworte dulden würde. „Und ihr beiden“, damit wandte er sich an seinen Sohn und seine Patentochter, „geht in euren Turm und zu den anderen. Legt euch schlafen und verhaltet euch ruhig. Zu niemandem ein Wort, man weiß nie, wer es noch hört.“ James und Beccy nickten und verließen das Büro des Schulleiters. Sie kannten es von Liam nicht anders, wenn er der Auror war, dann half alles reden nichts. Auch wenn sie bei Patrick widersprochen hätten, hätten sie nur dieselbe Anweisung bekommen. Die beiden waren sich im Job einfach zu ähnlich.

„Wir werden in spätestens einer Stunde wieder hier sein und den Wald durchkämmen. Vielleicht finden wir eine Spur“, sagte Patrick, bevor er sich eine handvoll Flohpulver aus der Schale über dem Kamin nahm und in den grünen Flammen Richtig Ministerium verschwand. Liam folgte ihm nur ein paar Sekunden später.

***

“Alice, Frank, Moody, Fabian, Gideon, Benjy, Dorcas, ab in unser Büro!”, rief Liam, kaum, dass er die Tür zur Aurorenzentrale geöffnet hatte.

Erstaunt betraten Frank, Alice und die Prewettbrüder das Büro ihrer Chefs, dicht gefolgt vom Rest der Gruppe.

„Was gibt es, ihr beiden?“, wollte Dorcas Meadowes wissen und verstummte, als sie den ernsten Gesichtsausdruck in den Mienen ihrer Vorgesetzten sah.

„Alles, was hier besprochen wird, verlässt diesen Raum nicht“, sagte Patrick, hastig nickten die Anwesenden verwundert, war dies doch eigentlich selbst verständlich. Als sie sich umsah erkannte sie, dass ausschließlich Ordensmitglieder zusammen gerufen worden waren. Was auch immer passiert war, es musste sehr ernst sein.

Liam stand hinter seinem Schreibtisch und lehnte gegen die Aktenschränke, er sah mit einem Mal sehr müde aus. Patrick hatte sich vor seinen Schreibtisch gestellt und sah die Mitglieder eindringlich an.

„Was immer auch eure momentanen Aufgaben sein mögen, dies hat oberste Priorität. Ein Schüler aus Hogwarts wurde letzte Nacht entführt und wir müssen alles daran setzen, ihn wieder zu finden. Wir neun werden das tun, ich erwarte vollen Einsatz von euch. Verstanden?“
Angespannt wartete er auf die Reaktionen der anderen, doch seine Gedanken waren im Schloss, bei seiner Tochter. Alles, was er wollte, war sie zu beschützen. Sie war sein Ein und Alles neben Leyah. Auch, wenn er seine Zeit gebraucht hatte um den jungen Werwolf an ihrer Seite zu akzeptieren, wusste er doch, wie sehr Beccy Remus liebte und wie glücklich sie mit ihm zusammen war. Das war alles, was zählte und nichts sollte dieses Glück je zerstören dürfen.

Kurz blitzten Erinnerungen in ihm auf an seine Frau, an damals. Kreidebleich und zitternd hatte sie ihm von der Todesfee berichtet, die Tage und Wochen danach waren die Hölle gewesen für sie beide. Jederzeit hatten sie beinahe mit einem Unglück gerechnet, er wollte nicht, dass irgendjemand jemals diesen Schmerz spüren sollte. Am allerwenigsten seine Beccy.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er eine Hand auf seinem Arm spürte. Er schüttelte seinen Kopf und sah in die blauen Augen seines besten Freundes. „Wir werden ihn ihr zurückbringen und wenn es das Letzte ist, was wir tun.“ Liam sagte dies mir einer Ernsthaftigkeit und einem Glauben, dass Patrick neuen Mut und neue Kraft schöpfte.
Ja, sie würden es schaffen. Mit diesen Menschen, die füreinander einstanden. Sie waren nicht nur in ihrem Job eine Einheit, nein auch im Orden kämpften sie Seite an Seite und halfen sich gegenseitig, wo sie nur konnten. Patrick nickte und wandte sich an die Wartenden.

„Noch Fragen?“, fragte er mit einem harten, entschlossenen Ton in der Stimme.

„Wer ist verschwunden?“, knurrte Moody, der Älteste und Erfahrenste unter ihnen. Er war mit Leib uns Seele Auror und hätte eigentlich den Job von Liam und Patrick machen sollen, nur wollte er lieber jeder Zeit auf die Jagd gehen, wie er es nannte und so hatte er auf den Posten verzichtet und Liam und Patrick waren gemeinsam zum Chef dieser Abteilung ernannt worden.

„Remus Lupin.“

* * *

Während die Auroren ins Ministerium gefloht waren, verständigte Albus weitere Mitglieder des Phoenixordens. Sie sollten sich zwar nicht direkt an der Suche beteiligen, sondern lediglich die Augen und die Ohren offen halten.

Bis in den frühen Nachmittag wartete er auf Nachrichten, sah sich dann jedoch gezwungen, den nächsten Schritt zu tun. Denn nun stand der schwerste Job an: er musste Remus’ Eltern verständigen.

Er verließ schnellen Schrittes das Schlossgelände und apparierte nach White Haven. Tief atmete er den Geruch des Salzwassers ein, denn die Farm, auf welcher die Lupins lebten, stand an der Westküste Englands, beinahe direkt am Meer.

Der Kies knirschte unter seinen Füßen, während er den breiten Weg entlang ging und schließlich vor einem großen, schmiedeeisernen Tor stand. Beide Torflügel standen weit offen und luden praktisch dazu ein, dem Weg zu folgen. Er sah sich um, das letzte Mal war er vor sieben Jahren hier gewesen und hatte einem jungen, verängstigten Werwolf und seinen Eltern erklärt, unter welchen Bedingungen Remus Lupin schließlich doch nach Hogwarts gehen durfte.
Dies alles schien eine Ewigkeit her zu sein, der junge Werwolf war inzwischen erwachsen.
Und entführt.

Seufzend drückte er auf den Klingelknopf und wartete, kurz darauf ertönte ein zweifaches Bellen jenseits der Tür.

„Mayon! Mylo! Weg von der Tür!“, erklang eine männliche Stimme, „auf eure Plätze. Los!“ Es war kurz still, Dumbledore vermutete, dass der Hausherr wartete, bis die Saurüden ihre Plätze eingenommen hatten. Plötzlich klickte es und er sah sich einem braunhaarigen, großen und sehr breitschultrigen Mann gegenüber.

„Professor, was verschafft uns die Ehre Ihres Besuches?“, fragte John Lupin und lächelte dem Schulleiter seines Sohnes freundlich entgegen.

Dumbledore erwiderte den Blick nicht minder freundlich. „Ich freue mich ebenfalls, Sie einmal wieder zusehen, Mr. Lupin. Ich hoffe, Ihnen und Ihrer Gattin geht es gut?“

„Danke der Nachfrage, uns geht es bestens, aber wollen Sie nicht erst einmal hereinkommen? Laura hat einen wundervollen Apfelkuchen gebacken und sie würde sich sicherlich freuen, wenn Sie zum Tee bleiben würden.“ Einladend zeigte John mit seiner Hand ins Innere des Hauses und Dumbledore kam der Aufforderung stumm nach. Er wollte sie nicht sofort mit der Nachricht, dass ihr Sohn verschwunden war, überfallen und so entschloss er sich, dass Angebot anzunehmen.

Eine strahlende Laura Lupin kam den beiden Männern entgegen. Sie hatte dunkelbraune Haare, graublaue Augen und war klein und zierlich. Sie war äußerlich das genaue Gegenteil von ihrem Mann.

„Professor Dumbledore“, sagte sie und kam dem man lächelnd und mit ausgestreckter Hand entgegen.

„Misses Lupin es freut mich, Sie einmal wieder zu sehen“, sagte er und schüttelte ihre Hand.

„Bleiben Sie zum Tee?“

„Gerne, aber nur wenn es Ihnen keine Umstände macht.“

Laura lächelte bloß und verschwand wieder im angrenzenden Raum, aus dem den beiden zurückgebliebenen Männern ein angenehmer Geruch von frisch gebrühtem Tee, Äpfeln, Vanille und Zimt entgegen kam.
„Setzen wir uns doch“, meinte John und zeigte auf den großen Esstisch, welcher im Raum stand. Dumbledore nickte und folgte dem Hausherren.

Nachdem sie sich gesetzt hatten, unterhielten sich die beiden Männer zunächst über belanglose Dinge. Plötzlich spürte Dumbledore etwas an seinem Bein und als er hinunter sah, sah er in große Hundeaugen.
„Guten Tag Kleiner, wer bist du denn?“, fragte der Schulleiter und streichelte dem Saurüden über den Kopf.

John sah ebenfalls auf die Erde und entdeckte den kleinen Eindringling. Eigentlich hatten die Tiere weder in der Küche noch im Esszimmer etwas zu suchen, aber dieses Tier war einfach so anhänglich, dass es John überall hinfolgte und hoffte, von dem großen Mann beschützt zu werden. „Das ist Fang. Der Letzte aus dem aktuellen Wurf. Wir finden einfach keinen Herrchen oder Frauchen für ihn. Er ist zu ängstlich und zurückhaltend, absolut untypisch für diese Rasse.“

Fang war inzwischen dazu übergegangen, nicht mehr das Bein des Direktors von Hogwarts abzulecken, sondern dessen Hand. „Ich wüsste jemanden für ihn“, schmunzelte er und sah wieder zu Remus’ Vater.

Johns Blick wurde interessiert und hoffnungsvoll. Vielleicht konnte er dem kleinen Kerl doch noch ein schönes Zuhause beschaffen. Er liebte Tiere zwar über alles, aber Fang hatte ein sehr anhängliches Wesen und dem konnte er hier nicht gerecht werden was dem Tierzüchter sehr leid tat. „Wen?“

„Den Wildhüter von Hogwarts, Rubeus Hagrid.“

Dunkel erinnerte sich John an den Halbriesen. Dieser hatte gerade angefangen als Wildhüter zu arbeiten, als er nach Hogwarts gekommen war. Er erinnerte sich, dass Hagrid ein besonders gutes Händchen mit Tieren jeglicher Art gehabt hatte. Ja, dieser Mann war der Richtige für den kleinen Fang. „Ich bin einverstanden. Fang soll nach Hogwarts gehen, dort wird es ihm sicherlich gut ergehen.“

In dem Moment kam Laura mit einem Tablett an den Tisch. In Ruhe aßen sie den noch warmen Kuchen und tranken dazu Tee. Unweigerlich fiel während des Essens das Gespräch auf Remus und so musste der Schulleiter, ob er wollte oder nicht, mit dem Grund herausrücken, weshalb er hier war.

„Remus ist der Grund, warum ich zu Ihnen gekommen bin“, fing Dumbledore an. Nichts war mehr von der sonst so freundlichen Miene zu sehen, das Glitzern war erloschen und hatte insgesamt einem ernsten Ausdruck platz gemacht.

„Hat er etwas angestellt?“, wollte Laura sofort wissen.

Dumbledore schüttelte den Kopf. „Nein, er hat nichts ausgefressen. Wie Sie sicher wissen, war letzte Nacht Vollmond -“

„Ist ihm etwas passiert? Hat er sich schwer verletzt? Ich dachte, die letzten zwei Jahre wäre es in der Schule nicht mehr so schlimm gewesen? Ich dachte, seine Verletzungen hätten nachgelassen?“, rief John erschrocken und sah besorgt zum Direktor seines Sohnes.

Dieser seufzte schwer. Er wusste, er hatte keine andere Wahl er musste ihnen die ganze Wahrheit sagen, auch wenn es ihm schwer fiel, aber sie hatten ein Recht darauf es zu wissen. „Remus’ Freunde sind für ihn Animagi geworden, damit Remus an den Vollmonden nicht mehr alleine sein musste. Irgendwann fingen sie an, zusammen in den Verbotenen Wald zu gehen und dort die Nächte bis zum Sonnenaufgang zu verbringen, während seine Freunde darauf achteten, dass er sich keinen Menschen oder dem Schloss näherte. Alles ist immer gut gegangen, bis auf letzte Nacht.“

„Hat Remus einen seiner Freunde verletzt?“, wollte Laura entsetzt wissen. Sie hatte Angst um ihren Sohn, Angst, dass seinen Freunden etwas passiert war und somit sein schlimmster Alptraum wahr geworden war.

„Nein nicht seinen Freunden ist etwas passiert, sondern ihm. Letzte Nacht war noch ein zweiter Werwolf im Verbotenen Wald und Remus ist diesem gefolgt und gilt seit dem als vermisst.“
Die Wirklichkeit ist nur etwas für Menschen, die mit Büchern nichts anfangen können.
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Cassiopeia
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Kapitel 65

Zurück gebliebene Freunde
„Chris, können wir reden?“ Sirius wollte gerade die große Halle nach dem Mittagessen verlassen, als auch Chris gerade aufstand. Seine anderen Freunde waren gar nicht erst mit gekommen. James und Lily kümmerten sich um Beccy und versuchten diese zu beruhigen, Harry und Ginny hatten sich in den Raum der Wünsche zurückgezogen und Peter hatte sich mit Amy getroffen, so war er alleine.

Er hoffte, dass die schöne Blonde, mit der er so einen schönen Valentinstag verbracht hatte, ihm keinen Korb geben würde. Sie hatten sich im letzten Monat nur im Unterricht oder auf den Fluren gesehen und kaum ein Wort miteinander gewechselt. Wenn Sirius es nicht besser wüsste, würde er sagen, dass die Ravenclaw ihm aus dem Weg ging. Dabei würde er es sich doch wünschen, dass sie mehr miteinander machen würden. Er wusste nicht, was mit ihm los war, aber irgendwie fühlte er sich zu ihr hingezogen. Es schmerze ihm, dass sie Abstand hielt, dabei dachte er, sie hätten sich in Venedig gut verstanden und auch, dass sie sich dort näher gekommen waren. Auch wenn der Abschluss nicht optimal gewesen war. Er hatte den Kuss auf der Brücke genossen, wenn er ehrlich zu sich selbst war, war es sogar der schönste Kuss, den er jemals mit jemandem geteilt hatte.

Skeptisch schaute Chris den Hundeanimagus an. „Worüber?“, wollte sie wissen und sah ihn abweisend an.

„Können wir spazieren gehen? Bitte.“ Sirius schaute Chris flehend an und hoffte, dass sein Hundebettelblick bei ihr nicht versagte. Bisher hatte er noch bei jeder geklappt, aber Chris war anders und gerade das mochte er so an ihr. Sie gehörte nicht zu denen, die sich ihm sofort an den Hals warfen, sobald er ihr nur ein Lächeln schenkte. Sie war einfach etwas Besonderes.

Innerlich schüttelte er den Kopf über seine Gedanken. Er gab sich Mühe möglichst gelassen auszusehen und steckte die Hände in die Hosentaschen. Abwartend sah er sie an und versuchte in ihrem Gesicht zu lesen, was sie dachte – vielleicht sogar, was sie fühlte?

Was will er nur von mir?, fragte sich Chris, als Sirius wartend vor ihr stand, scheinbar der coole Black, wie immer. Und doch… Warum kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Die letzten Wochen seit unserem Ausflug nach Venedig hat es doch auch geklappt. Aber … ich weiß nicht, irgendwas ist anders an ihm. Was ist es nur?

„Gut, lass uns etwas frische Luft schnappen“, sagte sie und überlegte noch immer, was das werden sollte.

Sirius merkte verwundert, wie er erleichtert ausatmete und gemeinsam traten sie den Weg auf die Ländereien an. Draußen war es kühl und klar, Sirius atmete tief durch und war froh, seinen warmen Umhang mit genommen zu haben.

Er schielte zu Chris, doch plötzlich wusste er nichts zu sagen und so gingen sie schweigend ein Stück, bis sie außer Sichtweite des Schlosses waren. Sirius’ Kopf glitt wie von selbst in Richtung des Verbotenen Waldes und er fragte sich wie schon so oft am heutigen Tag, wie es seinem verschwundenen Freund wohl ging.

„Du siehst müde aus“, durchbrach Chris die Stille und musterte ihr Gegenüber genauer. Sie bemerkte die dunklen Augenringe und wie auf Kommando gähnte Sirius in dem Moment. „Heiße Nacht gehabt?“, wollte sie spöttisch wissen. Sie fragte sich zum wiederholten Male, warum sie mit ihm mitgegangen war.

Irritiert schüttelte Sirius den Kopf, gar nicht direkt über ihre Frage, mit der er, wenn er ehrlich zu sich war, hatte rechnen müssen. Sondern, weil es ihn auf seltsame Art, die er bisher nicht kannte, traf, dass sie so über ihn dachte, während seine Gedanken bei Remus waren, bei der letzten Nacht.
Er sah sie an und brachte nur ein müdes Lächeln zu Stande. „Nein, nicht wirklich. Nur eine Schlaflose.“

Sie sah ihn lange an, sagte aber nichts weiter, doch der spöttische Gesichtsausdruck war aus ihrer Miene verschwunden.

„Wie geht es dir?“ Vier Wörter, die Sirius aus irgendeinem Grunde unheimlich schwer über die Lippen kamen. Noch nie hatte er seine Dates gefragt, wie es ihnen ging, sich etwas daraus gemacht, was sie wohl dachten und doch war es ihm bei Chris plötzlich wichtig geworden.

Sie blinzelte, sah dann auf den Boden vor sich. „Gut“, murmelte sie, was Sirius ihr nicht wirklich abnahm. Aber er fragte nicht nach, es kam ihm zu persönlich vor zu fragen, ob alles in Ordnung war. Und doch waren es genau die Worte, die in seinem Kopf herum geisterten. War mit ihr wirklich alles in Ordnung? Wie ging es ihr seit dem Date, wieso ging sie ihm aus dem Weg, sah ihn kaum, schien ihn vielmehr zu übersehen? Und wieso bei Merlin machte es ihm plötzlich so viel aus?

Sollte er sie vielleicht fragen? Über seinen eigenen Schatten springen? Er wusste nicht warum, aber irgendwie hatte er Angst vor ihrer Antwort und doch wollte er sie von ganzem Herzen wissen.

„Und wie geht es dir?“, wollte Chris nun von ihm wissen und unterbrach so seine Gedankengänge. Kurz überlegte er ihr die Wahrheit zu sagen, um ihr zu zeigen, dass sie nicht nur eine von vielen war, aber konnte er das wirklich tun? Konnte er ihr so mir nichts, dir nichts, einfach Remus’ Geheimnis verraten? Was wäre, wenn sie es nicht so aufnehmen würde, wie es Lily und Beccy getan hatten? Was wäre, wenn sie ihn meiden würde oder noch schlimmer, es der ganzen Schule verriet?
So begnügte auch er sich mit einem einfachen „Gut“ und wusste gleichzeitig, dass sie ihm diese Worte nicht glaubte. Aber auch sie schwieg, fragte nicht weiter nach.

Wieder sah sie ihn leicht zweifelnd an. Sirius war verwirrt und irgendwie ratlos. Er hatte mit ihr reden wollen und nun gingen sie schweigsam neben einander her – klopfte sein Herz etwa schneller als sonst?

Er schalt sich einen Narren und ermahnte sich, sich zusammen zu reißen. Doch zum ersten Mal musste er sich der Frage stellen, was er eigentlich in dem Mädchen, welches nun neben ihm ging, sah? Was war Chris für ihn? Ein Date? Ein hübsches Date, kein Zweifel. Ein Date, an welchem er sich beinahe die Zähne ausgebissen hatte. Und ein Date, welches ihm nicht mehr aus dem Kopf ging.
Und das machte ihn schier wahnsinnig.

Wenn er bei seinen Freunden war, schob er die Gedanken an sie beiseite, doch jetzt, wo es Momente der Stille, auch der Einsamkeit gab, jetzt, wo Remus fort war und ihre Gruppe zerrissen, da konnte er die Gedanken nicht weiter von sich schieben, nicht länger ignorieren.

Noch immer schwiegen sie und Sirius zermarterte sich das Hirn darüber, was er sagen konnte. Seit wann hatte er, Sirius Black, Schwierigkeiten, seine Wörter wieder zu finden? Seit wann fiel ihm das Sprechen so schwer, wo waren all seine klugen Sprüche geblieben?
Er wusste es nicht, langsam wurde es peinlich.

Chris gingen ähnliche Gedanken durch den Kopf. Sie fragte sich, warum der Schwarzhaarige sie gefragt hatte, ob sie reden könnten, wenn er doch die ganze Zeit nur schweigend neben ihr herlief und in seinen eigenen Gedanken gefangen schien. Was war aus dem sonst so lustigen und ständig lachenden und Späße machenden Rumtreiber geworden? So ernst und in sich gekehrt kannte sie ihn gar nicht. Es verwirrte sie, machte sie noch unsicherer, als sie sich so schon in seiner Gegenwart fühlte.

Plötzlich blieb sie stehen. Sie wollte jetzt Antworten haben. „Warum, Sirius?“

Verständnislos sah der Gryffindor die Ravenclaw an. „Was meinst du?“

„Warum fragst du mich erst, ob wir reden können, wenn du dann die ganze Zeit nur schweigend neben mir herläufst? Ich habe besseres zu tun, als dir beim Denken zu zusehen. Auch, wenn ich mir den Tag rot im Kalender anstreichen sollte, denn wann kann man dich schon einmal Denken sehen?“

Sirius’ Augen blitzten, wie um seine Unsicherheit zu verbergen. „Stell dir vor, Carter, auch ich bin ein denkendes Wesen, auch ich habe nicht immer die passenden Worte auf den Lippen, auch ich weiß nicht immer, was richtig und was falsch ist. Ja, ich hatte dich gebeten mit mir zu reden, mit mir einen Spaziergang zu machen. Ich… es tut mir leid, wenn du mich nur als Zeitverschwendung ansiehst, solltest du wohl besser gehen.“

Geschockt sah Chris ihn an. War das eben sein Ernst gewesen? Erst schleppte er sie hier nach draußen in die Kälte und dann schickte er sie wieder weg? Sie verstand die Welt nicht mehr und die Worte hatten ihr wehgetan auch wenn sie nicht wusste warum, schließlich wollte sie nichts vom ihm. Wortlos wandte sie sich um und ging zurück zum Schloss, einen traurigen und ratlosen Sirius zurücklassend.

***

Auf einem anderen Teil des Schulgeländes gingen ebenfalls zwei Schüler spazieren. Allerdings unterhielten sie sich im Gegensatz zu Sirius und Chris friedlich miteinander. „Ich bin gerne mit dir zusammen“, wisperte das Mädchen und lächelte schüchtern, bevor sie auf den Boden sah um ihre aufsteigende Röte vor dem Jungen zu verstecken.

„Ich auch mit dir, Amy“, flüsterte Peter leise und nahm vorsichtig ihre Hand, aus Angst, sie könne sie zurückziehen. Er wollte nicht, dass sie ihn los ließ, war es auch nur eine kleine, unscheinbare Berührung, war es im Moment alles, was er brauchte. Ihren Halt, von dem sie nicht einmal wusste, wie wichtig sie ihm war. Einfach ihre Hand in seiner Hand, obwohl es zu sein schien, als ob er sich an ihr fest hielt, damit er nicht fiel.

Amy sah Peter von der Seite her an. Der überraschend feste Griff um ihre Hand störte sie nicht im Geringsten. Doch irgendwie spürte sie, dass von diesem Griff mehr als ein unausgesprochener Wunsch ausging.

„Du bist so still heute“, sagte sie vorsichtig, sah, wie Peters Kiefermuskeln arbeiteten, er wirkte sehr angespannt und müde, ständig suchten seine Augen einen Punkt, an welchem sie sich festhalten konnten.

„Wie?“, schreckte er hoch, als habe er sich erst jetzt daran erinnert, dass sie neben ihm ging.

Sie lächelte leicht, doch in ihren Augen stand ein besorgter Ausdruck. „Ist alles in Ordnung bei dir? Du bist so still. Ernsthaft still, meine ich, als wenn dich etwas beschäftigt.“

Peter holte tief Luft und presste seine Kiefer auf einander, als wollte er verhindern, dass unbedachte Worte seinen Mund verließen. Er sah nun auf den Boden, blickte angestrengt auf seine Fußspitzen. „Meinst du?“, nuschelte er ausweichend, sein Griff um ihre Hand wurde unsicherer.

„Peter, sieh mich an“, sagte sie nun und blieb stehen. Auch er hielt im Gehen inne, sah sie jedoch noch immer nicht an, sein Kopf war zur Seite gedreht auf die dunkle Wand des Verbotenen Waldes. Irgendwie schaffte sie es ihn dazu zu bringen, sie doch anzusehen, doch sein Blick war traurig und verschlossen, nichts mehr zu sehen von dem Leuchten, dass ihr immer entgegen strahlte, wenn sie zwei unterwegs waren.
„Was ist los?“, wollte sie direkt wissen, wieder wich er ihrem Blick aus, sah in Richtung Wald.

„Es ist… nichts“, sagte er leise und ließ ihre Hand los, er hasste es sie anzulügen. Stattdessen steckte er seine Hände in die Hosentaschen und drehte sich nun ganz von ihr, konnte ihrem bohrenden Blick nicht länger standhalten.

Nun verschwand auch ihr Lächeln. „Pete, was soll das? Wir gehen zusammen spazieren, du klammerst dich beinahe an meine Hand und schweigst, siehst mich kaum an. Und es ist alles in Ordnung? Ich dachte du…“, plötzlich jedoch brach sie ab und statt wie zuvor wütend auszusehen, wirkte sie mit einem Mal sehr verlegen.

Peter hob den Kopf. Seine Gedanken rasten. Er dachte an das Gespräch zurück, welches er gestern Nachmittag mit Remus geführt hatte. Der Werwolf hatte ihm geraten, gegenüber Amy ehrlich zu sein mit dem, was er offenbar fühlte, nur nicht wirklich bereit war, dem Mädchen seiner schlaflosen Nächte dies auch mit zu teilen.

Aber nun? Konnte er dies nun tun nach dem, was Remus letzte Nacht passiert war? Wie konnte er glücklich sein, wenn es seinem Freund und auch seinen Freunden, die letzte Nacht mit ihm zurück gekehrt waren, so schlecht ging? Konnte er nun wirklich an sich denken? Der Verbotene Wald zog immer wieder seinen Blick auf sich, unheilvoll schien er ihm die Erinnerung an die letzte Nacht vorzuhalten.
Peter knirschte mit den Zähnen, sie hatten ihren Freund nicht retten können, der Wald hatte gesiegt.

Er schluckte, als ihm wieder Amys Worte in den Sinn kamen. Sein schlechtes Gewissen wuchs, er wusste, dass sie Recht hatte. Er hatte mit ihr reden wollen und benahm sich als nehme er sie gar nicht wahr.
„Was dachtest du?“

Amy sah nun ihrerseits auf ihre Fußspitzen und wurde rot. „Ich dachte… also, ich hab mich gefragt… gehofft… ob du mich nicht vielleicht… ein bisschen… magst“, flüsterte sie so leise, dass Peter es kaum verstehen konnte.

Dann lächelte er, mit einem Mal waren seine Sorgen vergessen. Dort stand sie, das Mädchen, welches er nicht aus seinen Gedanken bekam, welches seine Gefühle in eine Achterbahn verwandelte und mit welchem er zusammen sein wollte.
Noch einmal dachte er an Remus’ Worte – und wusste mit einem Mal, dass es richtig war.

Nun war er es, der lächelte. „Darauf musst du nicht hoffen“, sagte er und sah ihr nun ganz offen in die Augen. „Denn dessen kannst du dir nun sicher sein: ich mag dich, Amy. Ich mag dich sogar sehr… wirklich… sehr.“ Zum Ende hin war er immer leiser geworden und knetete verlegen seine Hände. Hatte er zuviel gesagt? Oder zu wenig?

Amy begann zu strahlen. Sie trat einen Schritt auf ihn zu, Peter wich nicht zurück. „Wie sehr ist denn sehr?“, hauchte sie beinahe, ihre Blicke hatten sich in einander verharkt.

Peter glaubte zu träumen, ihre Gesichter waren nun ganz dicht bei einander, er konnte den Duft ihres frisch gewaschenen Haares riechen, meinte die Wärme ihrer Nähe zu spüren… seit wann war ihm so heiß? Und seine Lippen so trocken?
„Wirklich… sehr“, hauchte er zurück und im nächsten Moment schloss er die Augen und meinte zu schweben, als er ihre Lippen auf den seinen spürte, zart und weich. Schüchtern und doch genau wissend, was sie wollte.
Peter war im Himmel, unsicher erwiderte er den Kuss, löste sich jedoch im nächsten Moment wieder von ihr, er musste wissen, was sie dachte, wollte in ihre Augen sehen.

„War es das, was du mir sagen wolltest?“, fragte Amy leise, das Strahlen in Peters Augen war zurück gekehrt und ihr Antwort genug.

Dieser nickte nur sprachlos, für diesen Moment gab es keine Worte.

* * *

„Was ist, wenn er nicht wiederkommt?“, fragte Beccy bestimmt schon zum hundertsten Mal. Nachdem sie mit James aus dem Büro des Schulleiters in den Gryffindorturm zurückgekommen war, hatte sie sich in Remus Bett vergraben. Irgendwann hatten nach und nach alle den Raum verlassen und nur noch James und Lily waren bei ihr geblieben. Sally war von Dumbledore beauftragt worden, ihnen die Mahlzeiten in den Schlafsaal zu bringen, da er wusste, dass Beccy den Turm nur sehr ungern verlassen würde und wenn dann nur, um nach Remus zu suchen und das wollte er unter allen Umständen vermeiden.

Lily setzte sich auf die Bettkante und strich der Schwarzhaarigen über die Schulter. „Er wird wiederkommen, da bin ich mir sicher.“

„Was macht dich da so sicher?“, fuhr Beccy ihre Freundin an. Ihre Tränen waren schon vor Stunden versiegt, sie hatte einfach keine mehr. Nur ein trockenes Schluchzen war von Zeit zu Zeit zu hören.

James setzte sich auf die andere Seite des Bettes und zog das Mädchen in seine Arme. Er wusste nicht, was er noch sagen konnte, wusste er doch, dass jedes Wort zu viel wäre. Hilflos sah er über ihre Schulter zu seiner Freundin. Er hatte es noch nie ertragen, wenn es Beccy nicht gut ging, wenn sie weinte. Schon als sie noch kleine Kinder waren, war es so gewesen.

Er erinnerte sich an eine Begebenheit in ihrer frühen Kindheit, sie hatten gerade ihren fünften Geburtstag gefeiert und hatten beide einen Besen bekommen. Keinen Kinderbesen, sondern einen richtigen und darüber hatten sich beide sehr gefreut.
Beccy war bei James zu Besuch gewesen, etwas was sehr oft vorgekommen war. Beccy und James waren im Garten gewesen und wollten eine Runde fliegen. Es war das erste Mal, dass sie ihre Besen ausprobiert hatten. Beccy war zu erst in der Luft gewesen und auch sofort schnell losgeflogen und nicht, wie sie es eigentlich sollten, erst langsam und vorsichtig um sich an den Besen zu gewöhnen.

Es kam, wie es kommen musste. Beccy war ungefähr vier Meter über den Boden geflogen, als sie vom Besen gefallen war. Sie war unsanft auf ihrem linken Arm gelandet und hatte daraufhin laut geweint. James hatte nicht gewusst, was er hatte tun sollen, hatte nur hilflos neben ihr gestanden.
Nach einem Augeblick war seine Mutter gekommen, hatte Beccy getröstet und war mit ihr ins St. Mungos gefloht, damit sie sich dort ihren Arm ansehen konnten. Er war gebrochen gewesen.

Ein paar Stunden später waren Beccy und seine Mutter wieder gekommen und die Irin hatte für geschlagene zwei Tage nicht mehr mit ihm geredet, weil er nicht auf die Idee gekommen war, sie in den Arm zu nehmen, um sie zu trösten. Sie hatte es nicht verstanden, dass er sich einfach hilflos gefühlt hatte.
Auch heute war es noch nicht anders. Beccy war für ihn einfach ein besonderer Mensch und würde das auch immer bleiben. Egal in welcher Situation sie steckte, er würde ihr immer zur Seite stehen.

Er mochte noch nicht einmal ahnen, wie es ihr ging, doch er erinnerte sich an die ersten Vollmonde, die sie zu viert verbracht hatten. Sowohl er als auch Sirius waren oft verletzt, so waren Beccy und Lily schnell ihre Ersatzheilerinnen geworden, da sie nicht jedes Mal zu der Krankenhexe gehen konnten, wollten sie nicht zu viele unangenehmen Fragen ausweichen müssen. Schon bald hatten sie Remus’ Geheimnis erkannt, es hatte heftige Gespräche zwischen ihnen gegeben, wie sie dieses Risiko nur hatten eingehen können.

Doch James, Sirius und Peter waren nicht einen Millimeter von ihrer Meinung abgewichen: Remus war ihr Freund, einer von ihnen und sie standen für einander ein. In jeder Situation.
Auch in der letzten Nacht hatten sie dies getan, dieses Mal endlich alle gemeinsam.

Was passiert war, hatte niemand ahnen können, doch James kannte die schwarzhaarige Irin sehr gut. Er wusste, dass sie sich Vorwürfe machte, ihn nicht zurück gehalten zu haben, nicht für ihn da gewesen zu sein, am Ende ihn selbst in Gefahr gebracht zu haben. Obwohl er wusste, und Beccy im Grunde ebenfalls, dass diese Gedanken Unsinn waren und doch waren sie da, schrieen ihn beinahe an aus den leeren und traurigen, schmerzvollen Augen, dass er es nicht ertragen konnte, es tat ihm in der Seele weh, sie so zu sehen.

Sie kannten sich auf eine andere Art als er und Lily es taten. Er liebte Lily wie keinen Menschen sonst, doch Beccy und Sirius waren wie Geschwister, die Menschen, die ihn vervollständigten.

Diese Menschen nun dermaßen am Boden zu sehen ließ seine Seele bluten, sein eigener Schmerz war ihm unwichtig. Er wollte für seine Freunde da sein, vor allem aber für Lily, Beccy und Sirius.

Noch immer war diese leise Hoffnung da, dass Remus jeden Moment zur Tür herein kam, doch sie schwand mit jeder Sekunde, die verstrich. Mit jeder Minute wurde sein Herz ein wenig schwerer, verlor ein bisschen mehr Hoffnung, sich selbst ein Stückchen mehr.

Er schalt sich selbst einen Idioten, wie konnte er jetzt schon die Hoffnung verlieren. Remus galt noch nicht einmal seit vierundzwanzig Stunden als vermisst. Er wusste, dass sein Vater und auch sein Pate alle Hebel in Bewegung setzen würden um ihnen ihren Freund lebendig und wohlauf wieder zu bringen. Sie würde nicht eher ruhen, bis sie dies geschafft hatten, egal wie lange es dauert mochte.

James hatte Vertrauen in die beiden Auroren, doch er wusste auch, dass ihre Gegner mit falschen Mitteln spielten. Sie standen vermutlich auf Voldemorts Seite und sie verabscheuten den Wolf in sich nicht, wie Remus es tat. Sie verließen sich auf seine Instinkte, ließen sich von ihm leiten und ihn die Kontrolle übernehmen.
Sie konnten nur hoffen, dass diese Kontrolle nicht töten bedeutete.

James schluckte, er hatte sich noch nie so hilflos gefühlt. Sein Blick glitt zu Lily, welche mit traurigen Augen auf der anderen Seite des Bettes saß und nicht minder hilf- und Kraftlos aussah wie er sich fühlte.

Wieder sah er seinen Freund vor sich, wie er als Moony im Wald zwischen den Bäumen verschwand. Wenn er sich vorstellte, dass dies Lily gewesen war, seine Lily, die dort hinter einem fremden Werwolf her gerannt wäre ohne sich noch einmal nach ihm umzudrehen,
wurde ihm das Herz schwer.

Er merkte nicht, wie sein Blick härter wurde bei dieser Vorstellung. Zwischen Beccy und Remus hatte er nie etwas wie Eifersucht bemerkt, was aber nicht hieß, dass es nicht existierte. Er wusste, oder meinte zu ahnen, wie viel die Irin dem Werwolf bedeutete, dass er in ihr die Person gefunden hatte, an deren Seite er sein Leben verbringen wollte. Auch Beccy hatte sich seit der Beziehung mit Remus verändert, sie war ruhiger geworden und ihre Blicke, wenn sie ihren Freund ansah, sprachen mehr als tausend Worte.

Warum also sollte es keine Eifersucht geben? Wie würde er sich fühlen, wäre er an Beccys Stelle? Schlichtweg grausam, wie er nach einem weiteren Blick auf Lily entschied.
Sie war sein Leben und wenn sie jemals getrennt würden, hätte eben jenes keinen Sinn mehr. Es wäre leer, ohne Inhalt, wie eine leere Pappschachtel, die zwar nach außen hin bunt bemalt war, jedoch innen rau und spröde war, dunkel und kalt.

Ein Stich durchfuhr sein Herz, als er daran dachte, dass genau dies Beccy gerade fühlen musste. Es war ihre erste gemeinsame Nacht gewesen, sie alle zusammen dort draußen – und er hatte sie verlassen, war dem fremden Werwolf gefolgt ohne zu zögern und hatte sich nicht einmal umgedreht, als habe er sie im selben Moment vergessen.

James wachte aus seinen Gedanken auf. Er hatte nicht bemerkt, dass Beccy sich mit aller Macht in seinen Pullover gekrallt hatte und an seine Brust gelehnt eingeschlafen war.
Dieses Bild ließ ihn Lächeln, er war froh, dass sie scheinbar etwas ruhiger geworden war und sich nun in Morpheus’ Arme begeben hatte.

Sanft versuchte er ihre angespannten Finger aus dem Stoff zu lösen, um sie auf das Bett legen zu können. Aber alles, was passierte war, dass sich Beccys Griff noch ein wenig mehr verkrampfte. Ergeben zuckte er mit den Schultern und ließ sich seitlich auf Remus’ Bett fallen, so dass er mit Beccy in seinen Armen auf diesem lag.

„Leg dich zu uns Lils, versuch auch du etwas zu schlafen“, flüsterte er leise. Lily tat dies auch und so lagen sie zu dritt, eng aneinander gekuschelt und sich gegenseitig Halt gebend, im Bett des Vermissten und hofften, dass wenn sie ihre Augen wieder öffnen würden, dieser vor seinem Bett stand und sie fröhlich lachend aus diesem vertrieb.
Die Wirklichkeit ist nur etwas für Menschen, die mit Büchern nichts anfangen können.
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Re: Journey of destiny - Grenzen der Zeit (HP-FF)

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Kapitel 66

Auf der Suche
„Vermisst?!“, rief John entsetzt aus. Das Wort klang unnatürlich laut nach in dem Esszimmer der Lupinfarm.

Lauras Augen hatten sich bei den Worten des Schulleiters geweitet. Sie konnte und wollte nicht glauben, dass dies der Wahrheit entsprach. Hatte dieser Mann ihr doch vor sieben Jahren versprochen auf ihren Sohn aufzupassen, während er in der Schule war. Hatte er doch versprochen alles Leid von ihm fernzuhalten, ihn zu beschützen und nun war Remus verschwunden. Aber da fiel ihr etwas an den Worten des Direktors auf. Sie dachte einen Moment nach und rief sich die Worte von damals in Erinnerung, bevor sie zögernd nachfragte. „Professor, was heißt das, im Verbotenen Wald? Ich dachte, Remus ist in diesen Nächten in einer gesicherten Hütte, wie kann er da in den Wald kommen?“

Dumbledore überlegte, wie er es ihnen am besten erklären konnte. Unbehaglich strich er sich über den langen Bart, er war schließlich selbst dafür verantwortlich, was die Schüler in diesen Nächten taten. Er hatte es seit Dezember gewusst und war nicht eingeschritten, obwohl dieser Wald seinen Namen nicht umsonst trug und für Schüler nun einmal verboten war. Und genau in diesen Wald hatte er den Sohn der Lupins, gemeinsam mit seinen Freunden, Monat für Monat gelassen in dem Vertrauen, dass es gut gehen würde. Bis zum letzten Mond war es das auch immer… bis letzte Nacht. „Nun, seit seinem fünften Schuljahr verbringt Remus den Vollmond nicht mehr alleine. Seine Freunde, James, Sirius und Peter, sind Animagi geworden und begleiten ihn seit dem. Nachdem der Wolf in Remus die drei Tiere akzeptiert und in sein Rudel aufgenommen hatte, gehen sie nachts in den Verbotenen Wald und kehren stets kurz vor Sonnenaufgang dorthin zurück.“ Dumbledore seufzte tief und fragte sich zum wiederholten Male, ob es nicht ein Fehler gewesen war, diese Ausflüge toleriert zu haben. Aber die letzten zwei Jahre war nie etwas passiert. James und Sirius hatten den Wolf stets unter Kontrolle gehabt und bis auf ein paar kleinere Verletzungen bei den beiden war nie etwas passiert. Da selbst Remus’ Selbstverletzungen erheblich abgenommen hatten, hatte er sich nicht gezwungen gesehen, einzugreifen… ein Fehler?

Laura verstand von der Erklärung nicht wirklich etwas. Sie lebte nun zwar seit fast zwanzig Jahren in der Welt der Zauberer, aber trotzdem war ihr noch immer vieles fremd. Sie würde später mit ihrem Mann darüber reden und sich alles genau erklären lassen, denn nun interessierte sie etwas anders mehr. „Was passiert jetzt? Was wird getan, um ihn wieder zu finden? Wo könnte er sein und was könnte man von ihm wollen?“ Die Angst um ihren einzigen Sohn war überdeutlich zu hören, ihre Hand klammerte sich in die ihres Mannes.

„Zu diesem Zeitpunkt durchkämmen die Väter von James und Rebecca mit ein paar ihrer Kollegen den Verbotenen Wald, auf der Suche nach Hinweisen, die uns helfen können. Wir tun wirklich alles in unserer Macht stehende, um Ihren Sohn zu finden und wohlbehalten zurück zu bringen. Warum der andere Werwolf im Wald war, ob dies nur ein Zufall oder doch Absicht war, können wir jetzt noch nicht sagen. Da werden wir noch abwarten müssen. Vielleicht werden darauf Hinweise gefunden.“ Dumbledore hasste in diesem Moment seinen Job. Er arbeitete zwar gerne mit den heranwachsenden Hexen und Zauberern zusammen, leitete sie an und half ihnen den Weg ins Leben zu finden, aber in solchen Momenten verfluchte er es, Schulleiter zu sein. Er war nur froh, dass so etwas nicht sehr häufig vorkam.

Laura hatte sich in die Arme ihres Mannes geflüchtet, auf der Suche nach Trost und Halt, auch wenn es diesen nicht minder schwer traf, dass sein einziger Sohn als vermisst galt. Damals, als Remus gebissen worden war und sie ihn beinahe verloren hatten, war er schon beinahe daran zerbrochen. Ob er das noch einmal durchstehen würde, wusste er nicht. Er konnte nur hofften, dass es ihm gut ging und er gesund wieder zu ihnen zurückkommen würde.

„Halten Sie uns auf dem Laufenden?“, fragte John, seine Stimme zitterte kaum merklich.

„Aber selbst verständlich. Sie werden über alle Fortschritte sofort informiert werden. Kann ich noch etwas für Sie tun? Ansonsten würde ich an die Schule zurückkehren und sehen, ob die Auroren schon etwas in Erfahrung gebracht haben.“ Dumbledore sah das Ehepaar Lupin beinahe etwas zerknirscht an. Er konnte nur hoffen, dass sie ihm nicht die Schuld gaben, die Aufsichtspflicht verletzt zu haben; das Unwissen über Remus’ Verbleib, nicht zu wissen, was mit ihm geschehen war und wann und vor allem in welchem Zustand sie ihn wieder sehen würden, bereitete ihm Magenschmerzen.

John schüttete den Kopf. „Nein, alles was Sie tun können, ist uns unseren Sohn zurückzubringen.“ Seine Stimme war kaum hörbar, so leise hatte dieser gesprochen. Aber Dumbledore hatte ihn gehört, waren doch die einzigen Geräusche im Raum das Atmen der drei anwesenden Personen und das gleichmäßige Ticken der großen Standuhr.

Dumbledore erhob sich von seinem Stuhl. John begleitete ihn noch zur Tür. Gerade als der Direktor hindurch treten wollte, hörten sie ein leises Fiepen, was wohl ein Bellen hätte sein können. Als die beiden Männer auf den Boden sahen, saß dort Fang, der kleine Saurüde, der den Schulleiter ansah. Scheinbar mochte er diesen und wollte nicht, dass er ohne ihn ging.
Aber das würde er auch nicht. Auch, wenn er nicht bei Dumbledore leben würde.

Beide Männer wussten aber, dass es dem Kleinen bei Hagrid nie an etwas fehlen würde. Der Direktor bückte sich und hob den kleinen, schwarzen Kerl vom Boden hoch. „Du möchtest wohl gerne mit mir mit kommen?“, fragte er freundlich und erntete ein leises Winseln dafür. „Hagrid wird sich freuen, wenn er dich sieht“, sagte er leise, bevor er sich mit den Worten „Wir werden ihn finden“, von John Lupin verabschiedete.

Er trug das kleine Fellknäul auf dem Arm und schritt den Kiesweg hinab in Richtung Tor. Kaum hatte er die Appariergrenze erreicht, verschwand der Schuleiter mit einem leisen Plopp um kurz darauf vor der Toren Hogwarts’ wieder aufzutauchen.

Noch immer in Gedanken durchschritt er die Barriere, Fang fiepte kurz als er die Zauber spürte, die ihn schließlich wie eine Wand ein zu schließen schienen – der unsichtbare Schutzwall Hogwarts’.

Dumbledore nahm Kurs auf die Hütte des Wildhüters und hoffte, diesen anzutreffen. Hagrid hatte zwar verkündet, sich mit einigen Zentauren zu einer Beratung zu treffen, jedoch wusste der Direktor nicht, wann diese Sitzung statt finden sollte.
So blieb ihm nichts anderes übrig als zu klopfen und zu warten, dass ihm jemand öffnete. Er hatte Glück, Rauch stieg aus dem Schornstein der Steinhütte, somit war der Hüter der Schlüssel und Ländereien von Hogwarts zu Hause.

„Guten Abend, Hagrid“, sagte Dumbledore freundlich, als der Halbriese ihm die Tür öffnete, bewaffnet mit einem Kochlöffel und in eine zeltgroße Schürze gekleidet, die über und über mit Mehl bestäubt war.

„’N Abend, Professor Dumbledore, Sir“, antwortete dieser verblüfft und trat schnell zur Seite um den Schulleiter ein zu lassen. „Was kann ich für Sie tun? Bin gerade beschäftigt, versuche mich an Knusperkeksen, mögen Sie mal probieren?“

Dumbledore lächelte, schüttelte jedoch den Kopf. Er wollte Hagrid nicht beleidigen, doch wenn dessen normale Kekse schon zu beinahe-Kieferbrüchen führten, mochte er sich nicht ausmalen, was der Halbriese unter „Knusperkeksen“ verstand. „Nein danke, Hagrid. Ich bin her gekommen, weil ich denke, dass ein so fabelhafter Wildhüter, wie du es einer bist, auch eine passende Begleitung braucht.“

Damit öffnete er seinen Umhang, unter welchem er den Welpen versteckt und vor der Kälte geschützt hatte. Der kleine Körper schmiegte sich ängstlich an ihn und der kleine Saurüde sah Hagrid nun aus großen, ängstlichen Augen an.

Hagrid war völlig aus dem Häuschen. „Professor, ist der etwa… für mich? So ein kleines Ding, der braucht ordentliches Futter um groß und stark zu werden, wissen Sie? Ich meine… wo haben Sie den her, den kleinen Kerl?“ Hagrid murmelte weiter, während er seine Knusperkekse völlig vergessen zu haben schien und stattdessen nun ein riesiges rohes Steak vor sich liegen hatte, auf welches er munter einhackte.

Vorsichtig setzte Dumbledore den kleinen Fang ab, der sich vor Angst auf den Boden drückte. „Du freust dich also? Ich habe ihn von Mister und Misses Lupin, sie haben keinen Abnehmer für den armen Kleinen gefunden, da er zu ängstlich und zurück haltend ist für seine Rasse, ganz und gar kein Jagdhund seiner Art.“

„Ach, das macht nichts, Professor, wir werden den Kleinen schon groß kriegen, meinen Sie nicht? Ich nehm’ ihn einfach mit zu den Zentauren, dann kann er gleich den Wald kennen lernen und die anderen Bewohner, Sie wissen schon.“

Dumbledore lächelte, hatte er mit seiner Wahl also Recht gehabt, Hagrid würde für Fang sorgen wie kein Zweiter.
„Ich danke dir, Hagrid. Ich bin sicher, Fang wird es gut bei dir haben.“

Damit verabschiedete er sich auch bereits wieder, er musste ins Schloss und Kontakt mit zwei bestimmten Auroren aufnehmen und hoffte aus ganzem Herzen, dass es bereits etwas Neues über den vermissten Werwolf aus der Schule für Hexerei und Zauberei gab.

* * *

„Geht zurück ins Ministerium und versucht dort herauszubekommen, wo sich zurzeit die Werwolfrudel aufhalten. Morgen werden wir sie einzeln absuchen, in der Hoffnung so etwas zu erfahren“, sagte Liam, kurz bevor er und die andere acht Auroren den Verbotenen Wald auf den Hogwartsländereien verließen. Sie hatten seit heute Morgen ununterbrochen gesucht und keinen einzigen Hinweis auf den Verbleib von Remus Lupin gefunden. Patrick und er wollten nun ins Schloss gehen, um mit Albus zu reden und zu beratschlagen, was als nächstes getan werden sollte. Moody und die anderen des Suchtrupps schlugen einen anderen Weg aus dem Wald heraus an, während Liam und Patrick weiter in Richtung des Schlosses gingen.

Ein letzets Mal wollte Patrick zu der Stelle, welche die Kinder ihnen beschrieben hatten. Die Lichtung mit dem Bach, jenes kleine Gewässer, welches Moony bisher immer zurück gehalten hatte.
Bisher.
Er presste die Kiefer fester zusammen, sie mussten Remus einfach finden – lebend. Eine andere Alternative gab es nicht. Niemals sollte Beccy diesen Schmerz des Verlustes erfahren, welchen ihn beinahe wahnsinnig gemacht hatte – und das, obwohl Leyah die Banshee nur gesehen hatte – die Ungewissheit des Todes seiner Frau hatte ihn innerlich zermürbt.

Wenn Remus nun etwas ernsthaftes zugestoßen war… - nein, es war unmöglich, diesen Gedanken zu beenden, es zerriss ihm beinahe das Herz, wenn er an seine hilflos weinende Tochter dachte, die im Büro des Schulleiters in seinen Armen gelegen hatte.

Matt nahm er eine Stimme hinter sich wahr und erkannte beinahe erschreckt, das es Liam war. Er hatte seinen Freund völlig vergessen.

„Komm, Pat. Das bringt doch nichts, wir haben jeden Stein umgedreht und etliche Aufspür- und Analysezauber gesprochen und nichts gefunden – “

„Dann suchen wir eben so lange weiter, bis wir etwas finden!“, rief er verzweifelt und warf die Hände in die Luft. „Liam, ich muss ihn finden! Ich habe es ihr versprochen, verstehst du? Ich würde es mir nie verzweihen, wenn –“

„Herrgott, Patrick! Jetzt gib dir nicht die Schuld, dass Remus verschwunden ist, verdammt! Wir haben unser Bestes gegeben, mehr können wir nicht tun. Beccy wird es verstehen, da bin ich sicher. Ausserdem ist Remus stark. Er hat diesen Wald schon unzählige Male als Werwolf erkundet, er weiß sich zu wehren.“

Sie schwiegen eine Weile, in der Patrick sichtlich mit sich kämpfte, als sie ein dunkle Stimme hinter sich hörten. Mit erhobenen Zauberstäben drehten sie sich um.

„Verzeihung“, sprach der große und stolze Zentaur, welcher nun zwischen zwei Bäumen hervor getreten kam.
Schnell steckten die beiden Auroren ihre Stäbe weg.

„Ich hörte, wie ihr soeben über den Werwolf spracht, welcher in den Schatten verschwand.“

Irritiert sahen Liam und Patrick ihr Gegenüber an. „Weißt du etwas darüber?“, fragte der Ire, noch nie hatte einer von ihnen einem leibhaften Zentauren gegenüber gestanden.

Er war groß, sehr muskulös und hatte etwas Zeitloses an sich, etwas kraftvolles, elegantes.
Kurz senkte er den Kopf und deutete eine Verbeugung an. „Mein Name ist Eoghan und ich sah, was in jener Nacht passierte.“ Er machte eine Pause, als wartete er auf eine Zustimmung der Menschen. Schnell nickten diese, gaben ihm das Zeichen, fort zu fahren.

„Es war eine volle Nacht. Jener, den ihr Moony nennt, war wie immer in Begleitung seiner Freunde in diesem Wald, auch, wenn es mehr als sonst waren. Doch er verließ sie, einsam kehrten sie zurück.“

Liam nickte, das wussten sie bereits.

„Auf der anderen Seite, welche der Werwolf in dieser Nacht niemals betritt, lauerte in der letzten Nacht das Böse. Eine Gefahr, dunkel wie der Schatten und böse wie die Blutgier selbst. Wir versuchten sie zurück zu treiben, blieben jedoch erfolglos. Schließlich setzten wir Pfeile ein – auch die blieben wirkungslos, wie an einer unsichtbaren Wand prallten sie einfach ab, ohne den fremden Werwolf zu treffen.“ In sein Gesicht war einen Ausdruck des Unglaubens und Entsetzens getreten, als konnte noch immer nicht glauben, was er gestern gesehen hatte. „Wir mussten fliehen, trafen zwei junge Menschen, welche die Gabe besitzen, sich in Tiere zu verwandeln. Doch weder Bussard noch Phönix vermochten etwas auszurichten. Dann erreichte die Fremde den uns bekannten Werwolf und seine Freunde. Wir beobachteten alles aus der Ferne, konnten jedoch nicht eingreifen.
Dann folgte er ihr, sprang über den Graben und gemeinsam verschwanden sie in den Schatten der Nacht, als wäre es nie anders gewesen.
Doch lasst euch gesagt sein, tapfere Menschen, ihr werdet hier nicht finden, was ihr sucht, verwischt sind längst die Spuren der Nacht, verloren die Fährten der Freunde. Gewiss ist nur eines: sie sind nicht länger hier und auch nicht länger Kreaturen der Nacht.
Vielleicht vermag die Sonne ihm den Weg zurück weisen. Lebt wohl.“
Mit diesen Worten verneigte er sich ein weiteres Mal und verschwand mit leisem Hufgetrappel zwischen den Bäumen.

Liam seufzte. „Also war es doch kein Zufall. Jemand hat ihn gesucht – und gefunden.“

„Warum zur Hölle entführt jemand einen Werwolf? Ich denke nicht, dass das Werwolf-Fangkommando dahinter steckt. Du etwa? Soviel ich weiß, ist Remus nicht einmal im Ministerium registriert, da er so jung gebissen wurde..“

„Nein“, gab Liam zu. „Kinder in dem Alter sterben meistens, wenn sie gebissen werden und damit er keine Schwierigkeiten auf Hogwarts bekommt, ist er bis heute nicht registriert. Wenn ich ehrlich bin, fällt mir nur einer ein, der ihn entführen könnte, auch wenn ich keinen Sinn dahinter erkenne.“

Patrick sah ihn fragend an, Liam nickte. Nun nickte auch der Ire verstehend, es war gefährlich, den Namen Voldemorts laut auszusprechen. Man wusste nie, wer mithörte, gerade in einem Wald wie diesem.

Plötzlich hatten es die beiden Auroren sehr eilig, hoch zum Schloss zu kommen, schließlich befanden sie sich auf offiziell verbotenem Gebiet – warum der Zentaur so freundlich zu ihnen gewesen war, anstatt sie sogleich mit einem seiner Pfeile aufzuspiessen, konnten sie sich selbst nicht erklären.

Verwirrt und tief in Gedanken machten sich die beiden Freunde auf zum Schloss, nicht wissend, wie es weiter gehen sollte.

* * *

Remus hatte den Kopf gesenkt, er konnte ihnen nicht länger ins Gesicht sehen. Unnatürlich verkrampft saß er auf seinem Stuhl, die Arme streng nach hinten gebogen und gefesselt, seine Hand- und Fussgelenke schmerzten.

Seit wann benutzen Todesser Seile?, fragte er sich und versuchte erneut, seine Handgelenk zu bewegen. Es schmerzte, als seine Haut aufriss; Remus fluchte innerlich, das Seil schnürte sich jetzt genau in die offene Wunde und brannte höllisch.

Plötzlich ging ein Raunen durch die Anwesenden. Bisher hatten sie nur geglotzt, als sei er ein aussätziges Tier – oder sie gierten darauf, ihn leiden zu sehen.

Zwei Personen betraten den Raum und Remus musste nicht aufsehen, da wusste er bereits, wer nun vor ihm stand.

„So so der junge Lupin. Vorzeigeschüler von Hogwarts“, sagte Voldemort mit kalter Stimme, vereinzeltes höhnisches Gelächter war zu hören.
„Was würde der alte Dumbledore sagen, wenn er wüsste, dass sein Schutzbefohlender einem anderen Werwolf freiwillig gefolgt ist? Wo du doch hoch und heilig versprochen hattest, immer alle Regeln einzuhalten. Und was muss ich da sehen? Wie ein räudiger Köter läufst du ihm hinterher – erbärmlich.“

Die Stimme Voldemorts war so voller Hohn, Abscheu und Spott, dass Remus, spätestens, als er den Sinn seiner Worte verstand, doch aufsah.
Und beinahe zusammenzuckte; die zweite Person hatte er bei den Worten des dunklen Lords vollkommen ausgeblendet.

Seine Augen verdunkelten sich, seiner Kehle entfuhr ein Knurren, als er den dunkelhaarigen, groß gewachsenen Mann vor sich sah, welcher ihn beinahe lüstern musterte.

„So sieht man sich wieder, Remus John Lupin“, sagte Fenrir Greyback.

In Remus explodierte etwas. Dort stand er, der Mann, der sein Leben zu Nichte gemacht hatte. Der ihm seine Kindheit genommen hatte und jede Möglichkeit, jemals „normal“ sein zu können – dort stand er und sah ihn verächtlich grinsend an, während Remus an einen Stuhl gefesselt war und somit gezwungen war, zu ihm aufzusehen.

„Hattest du jemand anderen erwartet?“, fragte er zähneknirschend, Greyback lachte hohl.

„Oh nein, ganz bestimmt nicht. Ich bin entzückt, dich nach so langer Zeit wieder zu treffen… junger Welpe.“

Erneut riss Remus – oder Moony – an den Fesseln, knurrte und wollte nichts lieber, als seinem Gegenüber die Kehle herausreißen.

„Aber aber, junger Werwolf, nicht so stürmisch“, sagte mit einem Mal die Fremde, die ihn hier her gelockt hatte. „Du wirst diese Fesseln bald ablegen können – wenn du tust, was wir verlangen, so einfach ist das. Wehrst du dich, dauert es nur umso länger. Es liegt ganz bei dir.“

Remus bedachte sie mit einem mörderischen Blick, der seine Wirkung aber weit verfehlte – sie lachte nur.

„Ist gut, Eleonora. Er wird schon wissen, wann es besser ist, zur Vernunft zu kommen. Bis dahin ist er unser… Gast.“

Remus’ Miene war eisern, niemals würde er „zur Vernunft“ kommen, wie es Voldemort so eben ausgedrückt hatte. Eher verhungerte auf diesem verdammten Stuhl, als in Voldemorts Machenschaften einzusteigen.

„Überlege es dir gut“, sagte Voldemort, ehe er einem der Todesser ein Handzeichen gab. Remus wurde vom Stuhl losgebunden, seine Hände und Füße blieben jedoch gefesselt und man schleifte ihn in eine grobe, dunkle und feuchte Zelle.

***

Besorgt runzelte Albus Dumbledore die Stirn. Keiner der sieben Schüler war zum Abendessen erschienen und Liam und Patrick hatten ernüchternde Nachrichten von ihrer Suche im Verbotenen Wald mitgebracht. Keine Spur von Remus, es war nur eine Frage von Tagen, bis das Ministerium davon Wind bekam und dann war mitunter die ganze Schule in Gefahr. Es war seine Verantwortung. Er würde für Remus Lupin die Hand ins Feuer legen, aber das Ministerium sah die Sache etwas anders – Remus war ein Werwolf. Eine dunkle, Menschen gefährdende Kreatur, welche verboten und verdammt gehörte.

Albus seufzte. Wenn es wirklich eine zweite Werwölfin gegeben hatte, musste er mit den Zentauren reden, sie sollten den Wald patrouillieren und jegliche Vorkommnisse melden, die verdächtig erschienen. Vielleicht sollte er morgen noch einmal zu Hagrid gehen und ihn nach dem Zusammentreffen mit den Zentauren fragen. Da diese aber nicht gern für Menschen arbeiteten, würde es schwierig sein sie zu bitten, für ihn den Wald zu sichern.

Denn sollte dies ein Plan Voldemorts sein, hatten sie ein weitaus größeres Problem.

Gedankenverloren trat der Schulleiter ans Fenster seines Büros und sah auf die in Dunkelheit gehüllten Ländereien. Sie mussten es schaffen.

Der Direktor wollte sich gar nicht ausmalen, was passieren würde, sollte sein Schüler sich in den Händen Voldemorts befinden. Es war nicht auszudenken, wenn der dunkle Lord sich am anderen Ende des Verbotenen Waldes befinden sollte, so nah an der Schule für Hexerei und Zauberei. Konnte er es verantworten, das Ministerium nicht zu informieren und zu riskieren, dass dieser das Schloss angriff? Er wollte Remus schützen, doch was wäre der Preis? Konnte er um einen Schüler zu schützen, Hunderte andere gefährden?
Ein beruhigendes Trillern riss ihn aus seinen Gedanken. Sein Phönix Fawkes erhob sich von seiner Stange und landete auf seiner Schulter. Sanft strich der Schulleiter seinem treuen Begleiter über das rot-goldene Gefieder.

„Was soll ich nur machen, mein Schöner? Hast du nicht einen Rat für mich?“, fragte er leise und sah ihm tief in die schwarzen Knopfaugen.

Fawkes legte seinen Kopf leicht schief. Ein Außenstehender konnte annehmen, dass sich die beiden verständigen – stumm unterhielten. Noch einmal seufzte Dumbledore fast lautlos.

Sie würden wohl einfach abwarten müssen und schauen, was die Zeit bringen würde. Noch war nicht klar, ob Remus sich überhaupt in Voldemorts Gewalt befand. Keiner konnte sagen, wer die geheimnisvolle Werwölfin war und ob sie überhaupt zu dessen Anhänger gehörte und so brachte alles Spekulieren nichts. Remus war immerhin noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden verschwunden und keiner konnte sagen, was noch kommen würde.
Die Wirklichkeit ist nur etwas für Menschen, die mit Büchern nichts anfangen können.
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